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Citizen Development bei der Porsche AG

Mit der Einführung einer Low-Code-Plattform realisiert MHP signifikante Kosteneinsparungen.

Mit der Einführung einer Low-Code-Plattform realisiert MHP signifikante Kosteneinsparungen.

Die Schlagworte „Low-Code” und „No-Code” sind aus der Digitalisierungsstrategie vieler Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Dabei sollen Mitarbeitende ohne Programmierkenntnisse in die Lage versetzt werden, als „Citizen Developer” eigenständig simple Applikationen zur Automatisierung von Standardprozessen zu entwickeln – ganz ohne Zutun der in vielen Unternehmen chronisch überlasteten IT-Abteilungen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Je mehr Mitarbeitende aktiv an der Entwicklung digitaler Lösungen arbeiten, desto schneller lassen sich die damit verbundenen Effizienz- und Kostenvorteile realisieren. 

Die Porsche AG hat das riesige Potenzial der Low-Code-Technologie bereits im Jahr 2021 erkannt und im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie die konzernweite Einführung einer der führenden Low-Code-Plattformen auf dem Markt angestoßen. Weil ein Großprojekt wie dieses neben technologischer Expertise auch Erfahrung im Aufbau von Governance-Strukturen sowie aktivem Change Management erfordert, wandte sich Porsche bereits frühzeitig an MHP.

Low-Code Plattform
Eine Low-Code-Plattform ist eine Entwicklungsplattform für Software, die die Erstellung von Anwendungen mit minimaler manueller Programmierung ermöglicht. Anstelle klassischer textbasierter Programmiersprachen nutzen diese Plattformen visuelle Applikationsdesign-Werkzeuge und grafische Modellierungsverfahren. So entstehen neue Applikationen via Drag-and-Drop vorgefertigter Standardmodule – schnell, unkompliziert und anwenderfreundlich. Darüber hinaus erlauben die meisten Low-Code-Plattformen, für spezielle Anwendungsfälle individuelle Schnittstellen-Entwicklungen zu realisieren. Dies ist jedoch eine Funktion, die in der Regel fortgeschrittenen Usern vorbehalten sein sollte.

Robust und skalierbar: Die Low-Code-Systemarchitektur

Die erste Herausforderung lag in der passgenauen Integration der neuen Low-Code-Plattform in die bestehende Systemlandschaft des Konzerns. Dabei konnten unsere Teams ihre Erfahrung in der Implementierung und Entwicklung von End-to-End-Lösungen voll ausspielen.

Governance: Klare Regeln für nachhaltigen Erfolg

Citizen Development eröffnet Mitarbeitenden neue Möglichkeiten. Jede:r bekommt die Chance, mit wenig Aufwand eigene Ideen in fertige Applikationen zu verwandeln. Diese neue Freiheit erschließt neue Potenziale und Ressourcen in der Anwendungsentwicklung, bringt jedoch ganz eigene Herausforderungen mit sich. Damit Citizen Development in der Praxis funktionieren kann, braucht es einheitliche Standards und klare Leitplanken: 

Wer darf welche Art von Applikation entwickeln? Welche Applikationen werden unternehmensweit ausgerollt? Wie lässt sich ein Wildwuchs an Apps verhindern? Genau diese Fragen beschäftigten unsere Teams bei der Erarbeitung eines umfassenden Governance-Konzepts. Dies stellt sicher, dass sämtliche Applikationen die gängigen Sicherheitsstandards erfüllen sowie den gesetzlichen Vorgaben und den internen Richtlinien unseres Kunden entsprechen. Herzstück des Konzepts ist die Unterteilung der Plattform-User in drei Nutzergruppen mit unterschiedlichen Nutzungs- und Zugangsrechten. 

  1. Citizen Developer: Die größte Nutzergruppe umfasst alle User, die über wenig bis keine Programmierkenntnisse verfügen. Citizen Developer haben Zugriff auf die Standardfunktionen der Low-Code-Plattform.
  2. Advanced Developer: Fortgeschrittene User erhalten Zugriff auf erweiterte Funktionen und können beispielsweise mit der in der Plattform integrierten Datenbank arbeiten. Auch die Einrichtung von Schnittstellen zu externen Systemen ist für diese Nutzergruppe – im Rahmen der durch das Governance-Konzept definierten Integrationsoptionen – möglich. Advanced Developer arbeiten in dafür vorgesehenen Entwicklungsumgebungen; die Überführung der Anwendungen in Test- und Produktivumgebung erfolgt über einen geregelten Freigabe- und Staging-Prozess.
  3. Professional Developer: Die dritte und kleinste Usergruppe ist dem Kernteam aus professionellen Entwickler:innen vorbehalten. Diese Gruppe fokussiert sich auf die Erstellung komplexer, systemübergreifender Anwendungen und erhält zu diesem Zweck Zugriff auf spezielle Features.

MHP als Quality Gate

Je komplexer die Applikation, desto wichtiger der finale Quality Check vor dem Rollout. Unser Team verantwortet das Deployment für sämtliche Applikationen, die von Advanced Developern und Professional Developern entwickelt wurden. Bedeutet: Jede dieser Anwendungen wird vor ihrem Go-Live von unseren Expert:innen auf Herz und Nieren geprüft. Etwaige Mängel oder Fehlfunktionen werden so frühzeitig erkannt und behoben. 

Applikationen von Citizen Developern werden dagegen nicht gesondert überprüft. Aufgrund der im Governance-Konzept festgelegten Nutzungsrechte und Entwicklungsstandards sowie des Designs der Plattform ist der Handlungsspielraum der Citizen Developer eindeutig umrissen. Grobe Fehlentwicklungen sind somit de facto ausgeschlossen. Stoßen Nutzer:innen bei der Entwicklung ihrer Anwendung auf Probleme, finden sie Hilfe bei unserem Service Desk oder in der Community der Citizen Developer.

Alles im Blick: Das Center of Excellence als zentrale Monitoring-Instanz

Welche Apps wurden bereits entwickelt? Von welchem Fachbereich? Und wie oft werden die einzelnen Applikationen tatsächlich genutzt? Antworten auf diese Fragen finden die Porsche-Verantwortlichen im Center of Excellence (CoE). Die hier erhobenen KPIs zeichnen ein klares Bild zur Nutzung der neuen Low-Code-Plattform und erlauben den Verantwortlichen Rückschlüsse zum ROI ihrer Maßnahmen. 

Mindestens genauso wichtig wie das Monitoring ist das Mentoring. Über den Service Desk können Nutzer:innen etwaige Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer Anwendung direkt mit unserem MHP Team besprechen. 

Zusätzliche Hilfestellung und vor allem Inspiration bietet auch der App-Katalog. Wie der Name vermuten lässt, finden engagierte Entwickler:innen hier Templates zu den am häufigsten genutzten Anwendungsfällen. Diese Templates wurden von erfahrenen Low-Code-Entwickler:innen speziell für Citizen Developer erstellt und können von diesen entweder sofort verwendet oder auf ihren Anwendungsfall hin angepasst werden. 

Auch der Community-Gedanke wird durch den App-Katalog noch einmal gestärkt: Im Bereich “Inspiration” können Nutzer:innen ihre bereits entwickelten Anwendungen präsentieren und sich miteinander vernetzen.

Enablement: Ohne Engagement kein Mehrwert

Nachdem das technologische Fundament gelegt und das Governance-Konzept finalisiert war, konnten unsere Expert:innen die neue Low-Code-Plattform bereits Ende des Jahres 2022 unternehmensweit launchen – die wichtigste Phase des Projekts wurde damit jedoch erst eingeläutet. Denn damit die neue Plattform ihre Wirkung entfalten kann, braucht es Mitarbeitende, die Lust darauf haben, das neue Tool auch tatsächlich zu nutzen. Kein Citizen Development ohne „Citizens”. 

Im ersten Schritt stellten unsere Expert:innen das Low-Code-Konzept in verschiedenen Gremien vor. Von hier aus wurde das Projekt in die einzelnen Fachabteilungen getragen. Parallel zu dieser klassischen Top-Down-Logik verfolgten unsere Kolleg:innen einen Bottom-Up-Ansatz und riefen eine eigene Low-Code-Community ins Leben. Hier finden Interessierte beispielsweise passende Lerninhalte, um sich den Umgang mit der neuen Plattform Stück für Stück selbst zu erarbeiten. Im Mittelpunkt steht der Austausch der Nutzer:innen untereinander. Hier können Ideen geteilt, Herausforderungen diskutiert und Probleme bei der Bedienung gemeinsam gelöst werden.

Über 10.000 entwickelte Apps und Workflows in zwei Jahren

Unsere MHP Expert:innen selbst sind ebenfalls aktive Mitglieder der Low-Code-Community. Sie unterstützen bei komplexen technischen Problemen und stellen in regelmäßigen Abständen neue Lerninhalte zur Verfügung. Das kommt bei den Nutzer:innen gut an: Mit über 10.000 entwickelten Low-Code-Anwendungen sowie hunderten von aktiven Nutzern zählt die Low-Code-Community zu den aktivsten des gesamten Porsche-Konzerns.

Low-Code, High Potential

Die erfolgreiche Einführung der Low-Code Plattform wirkt wie ein Extra-Boost für die Digitalisierung des Porsche-Konzerns. Fachbereiche können nun eigenständig an der Automatisierung einfacher Prozesse arbeiten, was einerseits signifikante Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen ermöglicht. Andererseits fördert dieser Ansatz eine Kultur der Innovation und Eigenverantwortung, wie sie sich jedes Unternehmen nur wünschen kann.

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