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- Veröffentlicht am: 14.10.2025
- 13:58 min
Traceability mit System: So wird Auto-ID zum Erfolgsfaktor in der Logistik
Ob beim Bezahlen mit dem Smartphone, dem Öffnen eines Mietwagentors oder dem Scannen von Paketen: Auto-ID-Technologien wie RFID, NFC und Bluetooth sind längst fester Bestandteil unseres Alltags. Sie sind ausgereift, global verfügbar und werden täglich millionenfach genutzt. Doch ausgerechnet dort, wo ihr Potenzial besonders groß wäre – in industriellen Lieferketten – bleiben die Erfolge oft aus.
Grund dafür ist unter anderem der hohe wirtschaftliche Druck, unter dem die Logistik steht: Während sie in der Wertschöpfungskette oft nur eine geringe oder gar keine direkte Rendite liefert, steigen gleichzeitig die Anforderungen an Transparenz, Effizienz und regulatorische Compliance. Unternehmen müssen Kosten senken, Ressourcen besser steuern und zugleich nachweisen, woher Produkte und Verpackungen stammen und wohin sie gehen.
Genau hier setzt die Kombination aus Auto-ID-Technologien und digitaler Traceability an. Sie ermöglicht eine smarte Logistik, in der Prozesse transparent, resilient und datenbasiert gesteuert werden. Das ist einerseits mit unmittelbaren, operativen Vorteilen wie der Vermeidung von Behälterverlusten und somit erheblichen Kosteneinsparungen verbunden. Andererseits werden Unternehmen langfristig zu einer datenbasierten Steuerung von Logistikprozessen als Enabler für übergreifende Transparenz, datengetriebene Entscheidungen und den Einsatz moderner Technologien wie Predictive Analytics oder KI-basierter Planungstools befähigt.
Die zentrale Frage lautet deshalb nicht, ob die Technologie funktioniert, sondern wie sie strategisch, organisatorisch und architektonisch so implementiert wird, dass sie ihren Mehrwert auch entfalten kann. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie Auto-ID-Initiativen aus der Pilotphase führen und zu skalierbaren, messbaren Erfolgen entwickeln.
Auto-ID und Traceability: Grundlagen und Abgrenzung
Basis jeder intelligenten Logistik ist die Fähigkeit, Objekte automatisch zu identifizieren, zu lokalisieren und ihren Weg digital nachzuvollziehen. Die Digitalisierung der Intralogistik beginnt mit Auto-ID – sie ist die Voraussetzung für eine funktionierende Rückverfolgbarkeit (engl. Traceability) über alle Logistikstufen hinweg.
Auto-ID steht für „Automatic Identification“ und umfasst Technologien, die es ermöglichen, physische Objekte maschinell zu erkennen. Dabei wird zwischen passiven und aktiven Verfahren unterschieden.
- Passive Verfahren: Barcodes, QR-Codes oder passive RFID-Tags speichern Informationen und lesen diese mit einem externen Lesegerät aus. Da sie keine Energiequelle benötigen oder ihre Energie aus den Lesegeräten beziehen, sind sie praktisch auf unbegrenzte Zeit nutzbar.
- Aktive Verfahren: BLE (Bluetooth Low Energy), UWB (Ultra-Wideband) oder LPWAN-basierte Technologien (z. B. NB-IoT) können aktiv Daten senden und sind dadurch auch zur Echtzeitlokalisierung geeignet.
In einem industriellen Kontext, insbesondere in der Intralogistik, ermöglichen diese Technologien die Rückverfolgbarkeit mittels Erfassung und Übertragung von Informationen entlang der gesamten Lieferkette. Das reicht vom Wareneingang über Lager- und Transportprozesse bis hin zur Auslieferung an die Endkund:innen oder das Montageband.
Um den Begriff Traceability einzuordnen, ist es wichtig, die folgenden Begriffe voneinander abzugrenzen:
- Identifikation: Bedeutet, dass ein Objekt über eine weltweit eindeutige Objekt-ID erkannt werden kann. Zum Beispiel wird ein spezifisches Bauteil durch einen Barcode oder RFID-Tag als solches identifiziert.
- Ortung (Tracking): Geht einen Schritt weiter und beschreibt die Möglichkeit, die Position dieses Objekts zu einem bestimmten Zeitpunkt zu bestimmen. Dies ist vor allem mit aktiven Auto-ID-Technologien möglich.
- Rückverfolgbarkeit (Traceability): Bezeichnet die Fähigkeit, den kompletten Weg eines Produkts oder Behälters lückenlos nachzuvollziehen – inklusive aller Prozessschritte, Transportbewegungen und Handänderungen. Das Ziel ist die vollständige Transparenz in Echtzeit.
Pilotprojekt oder Durchbruch? Der Reifegrad von Auto-ID-Technologien im Realitätscheck
Die Geschichte der Auto-ID-Technologie ist beeindruckend. Bereits 1973 wurde das erste RFID-Patent erteilt. Mitte der 1980er Jahre starteten erste industrielle Anwendungen, etwa bei Union Pacific in den USA, wo Eisenbahnwaggons per RFID identifiziert wurden. Spätestens mit der Einführung des ersten flächendeckenden Mautsystems in Norwegen 1987 wurde deutlich: Die Technologie ist serienreif.
Seitdem hat sich Auto-ID kontinuierlich weiterentwickelt. In der Automobilindustrie begannen Vorreiter wie Audi und Ford früh mit dem Einsatz von RFID zur Verfolgung von Karosserien und Fahrzeugteilen. Die Beispiele reichen von der prototypischen Verfolgung von Bauteilen bis hin zur durchgängigen Erfassung von Transportbewegungen in der Serienproduktion.
Ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung war die Ergänzung durch neue Technologien wie BLE (Bluetooth Low Energy) und UWB (Ultra-Wideband). Diese ermöglichen nicht nur eine präzise Identifikation, sondern auch eine zuverlässige Ortung. Besonders durch die Kombination solcher Technologien konnten bestehende Lücken in der Nutzung von Auto-ID entlang der Supply Chain geschlossen werden, was die Effizienz und Transparenz erheblich verbessert hat.
Trotz dieser Historie und dem offensichtlichen Nutzen gelingt es vielen Unternehmen bis heute nicht, Auto-ID flächendeckend und strategisch zu implementieren. Die meisten Initiativen bleiben Pilotprojekte.
Auf den ersten Blick scheint der Markt für Auto-ID-Technologie ideal aufgestellt: Die Preise für Hardware sind niedrig, die technische Reife ist hoch und eine Vielzahl von Anbietern steht bereit. Doch genau diese Überfülle an Möglichkeiten ist auch Teil des Problems. Statt durchgängiger Gesamtlösungen finden Unternehmen einen fragmentierten Markt vor, der aus Spezialanbietern, Start-ups und branchenspezifischen Insellösungen besteht. Für Unternehmen wird es dadurch schwierig, eine nachhaltige, einheitliche Strategie aufzubauen.
Einheitliche Spielregeln für Traceability – wie VDA, ISO und PPWR den Standard setzen
Um dem entgegenzuwirken, treiben Branchenverbände wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) inzwischen aktiv die Harmonisierung von Auto-ID-Standards voran. In Projekten wie dem Arbeitskreis „Schlüsseltechnologie“ entwickelt der VDA gemeinsam mit OEMs und Zulieferern praxisnahe End-to-End-Referenzmodelle und Schnittstellenrichtlinien, damit Bauteile und Behälter unabhängig von Hersteller oder System durchgängig identifiziert und verfolgt werden können. Parallel entstehen auf europäischer Ebene ISO-Normen, die diese Standards international verankern.
MHP als aktiver Gestalter von End-to-End-Standards
MHP beteiligt sich aktiv an der Definition dieser branchenweiten End-to-End-Standards. Ziel ist es, technologische Fragmentierung zu überwinden und zukunftssichere, interoperable Systemlandschaften zu etablieren, die echte Durchgängigkeit ermöglichen.
Gleichzeitig beweist MHP mit dem MHPLab seine Problemlösungskompetenz in der Praxis: Hier werden Herausforderungen nicht nur konzeptionell analysiert, sondern in enger Zusammenarbeit mit Partnern in produktiv nutzbare technische Lösungen überführt.
Gleichzeitig steigen die Erwartungen an Transparenz und Compliance. Kunden, Aufsichtsbehörden und ESG-Richtlinien fordern eine lückenlose Nachvollziehbarkeit von Materialströmen, Verpackungen und Umweltwirkungen. Besonders deutlich wird dieser Druck durch die bevorstehende EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, kurz PPWR), deren Bestimmungen ab dem zweiten Quartal 2026 phasenweise in Kraft treten.
Was bedeutet PPWR konkret?
Diese Verordnung sieht nicht nur vor, dass Verpackungen bis 2030 vollständig recycelbar sein müssen. Sie verpflichtet Unternehmen auch zu:
der Nutzung von Recycling-Kunststoff, der digitalen Rückverfolgbarkeit von Materialien, Mindestquoten für die Wiederverwendung sowie einer transparenten Berichterstattung für Nachhaltigkeits- und ESG-Offenlegungen.
Für Unternehmen bedeutet das: Ohne digitale Traceability sind die Vorgaben kaum realisierbar. Wer heute nicht investiert, riskiert nicht nur regulatorische Risiken, sondern auch Wettbewerbsnachteile. Denn künftige Audits, Nachhaltigkeitsberichte und Produktzertifizierungen werden auf Daten aufbauen, die sich nur durch integrierte Auto-ID-Lösungen erzeugen lassen.
Wirtschaftlicher Druck: Warum Sie jetzt handeln müssen
Neben diesen neuen regulatorischen Vorgaben verschärft sich die wirtschaftliche Ausgangslage für industrielle Logistik in Europa. Die Automobilbranche kämpft mit bescheidenen Wachstumsraten von nur rund 1 % bei gleichzeitig unvorhersehbaren Marktentwicklungen, anhaltend hohen Energiekosten und steigendem Wettbewerb. Automobilhersteller und Zulieferer stehen unter massivem wirtschaftlichem Druck: Lieferkettenstörungen, Rohstoffverknappung, geopolitische Unsicherheiten und volatile Absatzmärkte führen dazu, dass Prozesse nicht nur effizienter, sondern auch resilienter werden müssen.
In diesem Umfeld wird die digitale Transformationsfähigkeit eines Unternehmens Voraussetzung für das Überleben und Wachstum. Wie die MHP-Studie Industrie 4.0 Barometer 2025 gezeigt hat, schreitet die Digitalisierung im DACH-Raum jedoch kaum voran. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie geben 53 % der Unternehmen an, Probleme bei der Bewältigung der Digitalisierung zu haben. Lediglich 32 % verstehen sich als Vorreiter. Gerade deshalb gilt: Auch wenn die aktuelle wirtschaftliche Situation ein eher knappes Budget hergibt, so ist gerade jetzt der Zeitpunkt, in die Digitalisierung der Logistik zu investieren. Denn diese Investition gewährleistet, in einem zunehmend datengetriebenen Marktumfeld überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben. Unternehmen, die ihre digitale Traceability konsequent vorantreiben, verschaffen sich einen Wettbewerbsvorsprung durch geringere Prozesskosten, ein höheres Serviceniveau und eine bessere Steuerungsfähigkeit.
Wer Traceability als strategische Aufgabe versteht, sichert die Compliance und schafft die Grundlage für Effizienz, Transparenz und digitale Wertschöpfung. Denn Traceability erlaubt es, Kostenpotenziale nicht nur innerhalb des Unternehmens, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu identifizieren und zu heben.
Dennoch tun sich viele Unternehmen schwer, den Schritt von der Pilotphase zur flächendeckenden Umsetzung zu gehen. Genau hier setzt das folgende Kapitel an.
Zwischen Inselprojekten und Systembrüchen: Warum viele Unternehmen an der Umsetzung von Auto-ID scheitern
Die Implementierung scheitert häufig nicht an der Hardware, sondern an der Systemlandschaft und der Projektstruktur. Denn viele der Lösungen lassen sich nicht ohne Weiteres in bestehende Systemlandschaften, Lagerverwaltungen oder Produktionsprozesse integrieren. Ein weiteres Hindernis: die fehlende Standardisierung. Unternehmen müssen häufig eigene Schnittstellen entwickeln, um neue Technologien zu integrieren. Das ist nicht nur teuer, sondern auch fehleranfällig und schwer zu skalieren. Besonders in der Automobilbranche, wo eine Vielzahl von Partnern und Zulieferern involviert ist, braucht es vernetzte, interoperable Systeme.
Viele Auto-ID-Projekte starten als Pilotinitiative ohne strategische Verankerung. Sie werden von einzelnen Abteilungen initiiert – meist aus Technik- oder Innovationsinteresse – ohne dass ein konkreter Business Case hinterlegt oder ein übergreifendes Zielbild definiert ist. Die Folge: Solche Projekte lassen sich nicht skalieren, weil ihnen sowohl das Management-Commitment als auch die Anbindung an operative Kernprozesse fehlt.
Hinzu kommt: Unternehmen unterschätzen regelmäßig die Komplexität der Integration. Eine Auto-ID-Lösung entfaltet ihren vollen Nutzen nur dann, wenn sie nahtlos in die bestehenden Systeme eingebettet ist. Fehlt diese Integration, entstehen Dateninseln, Medienbrüche und operative Reibungsverluste. Die erfassten Daten bleiben ungenutzt oder werden gar nicht erst systematisch ausgewertet.
Business-Mehrwerte: Darum lohnt sich Auto-ID wirklich
Komplexe Lieferketten, eine Vielzahl an Ladungsträgern und eine hohe Taktung bei Warenbewegungen stellen für viele Unternehmen eine Herausforderung dar. Oft ist es schwierig, nachzuvollziehen, wo sich eine Sendung aktuell befindet oder wer zuletzt daran gearbeitet hat.
Besonders der Behälterschwund geht mit gravierenden Kosten einher. Erfahrungswerten zufolge gehen branchenweit jährlich zwischen 5 und 15 % der Ladungsträger verloren oder kommen verspätet zurück, was Unternehmen Schäden in Millionenhöhe verursacht. Gleichzeitig fehlen in vielen Fällen schätzungsweise bis zu 20 % der benötigten Behälter, weil es an Übersicht über Bestand und Umlauf mangelt. Die Folge: prophylaktisches Erhöhen der Behälterpoolgröße, Ersatzbeschaffungen, Sonderfahrten und unnötige Wartezeiten in der Produktion.
Auch im Tagesgeschäft bleibt viel Potenzial ungenutzt. Logistikteams verbringen Stunden mit manuellen Suchprozessen, dem händischen Buchen von Transportbewegungen oder der Rekonstruktion von Behälterhistorien. Diese Aufgaben sind fehleranfällig, binden wertvolle Ressourcen und reduzieren die Reaktionsgeschwindigkeit.
Ein weiteres zentrales Thema ist die unklare ROI-Erwartung. Viele Unternehmen können nicht beziffern, welchen wirtschaftlichen Effekt sie durch eine Auto-ID-Implementierung erwarten. Statt belastbarer Kennzahlen stützen sich Business Cases oft auf Effekte, die sich später kaum nachweisen lassen, wie die Einsparung von Suchzeiten, die in der Praxis jedoch selten zu einer realen Reduktion von Personalaufwand führt. Ohne konkrete Kennzahlen für Einsparungen, Prozessverbesserungen oder Transparenzgewinne bleibt das Projekt ein Kostenfaktor und gerät schnell ins Stocken, sobald Budgets knapp werden.
Auto-ID-Technologien setzen genau hier an und schaffen konkrete, messbare Vorteile:
- Reduzierte Transportkosten: Exakte Ortung und Echtzeitdaten ermöglichen eine präzise Disposition und vermeiden Leerfahrten.
- Optimierter Behältereinsatz: Durch die lückenlose Nachverfolgung kann die Anzahl der zu beschaffenden Behälter deutlich reduziert werden, was Lagerflächen entlastet und zu großen Kosteneinsparungen beiträgt.
- Weniger Schwund und Ersatzinvestitionen: Die automatische Rückverfolgung minimiert Verlustquoten und reduziert teure Ersatzbeschaffungen.
- Höhere Prozesseffizienz: Die Automatisierung von Buchungen ersetzt manuelle Erfassungen. Das spart Zeit und senkt Fehlerquoten.
- Bessere Materialverfügbarkeit: Durch kontinuierliches Tracking entstehen weniger Engpässe bei kritischen Behältertypen.
- Nachweisbare Compliance: Jede Bewegung wird automatisch dokumentiert – eine verlässliche Basis für Audits und Nachhaltigkeitsanforderungen.
- Fundament für datenbasierte Optimierung: Auto-ID liefert die Datentiefe für automatisierte, KI-gestützte Echtzeit-Analysen und Prozessoptimierungen.
Auto-ID-Technologien sind demnach der strategische Enabler für transparente, resiliente und zukunftssichere Logistikprozesse. Wer ihre Potenziale heute erkennt, sichert sich morgen den entscheidenden Vorsprung. Denn Traceability ist der Schlüssel zur Intralogistik-Optimierung.
Der MHP Ansatz: Von der Strategie zur Skalierung
Damit Auto-ID-Technologien nicht in Pilotprojekten stecken bleiben, braucht es eine strukturierte, mehrstufige Vorgehensweise. MHP unterstützt Unternehmen mit einem ganzheitlichen Modell, das Strategie, Use-Case-Entwicklung und technische Architektur miteinander verzahnt.
Phase 1: Strategie – Die richtigen Weichen stellen
Der erste Schritt zu skalierbarer Traceability ist ein klarer strategischer Rahmen, der technologische Offenheit mit klaren Entscheidungsgrenzen verbindet. Ziel ist es, nicht nur Technologien einzuführen, sondern konkrete Geschäftsergebnisse wie Kostensenkung, Transparenz und Nachhaltigkeit zu erzielen.
Der Markt für Auto-ID und Tracking ist breit, dynamisch und stark fragmentiert. Start-ups und etablierte Anbieter arbeiten oft mit unterschiedlichen Protokollen und Standards. Ein umfassender Marktüberblick ist daher entscheidend, um die richtige Richtung einzuschlagen.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist der bewusste Umgang mit technologischer Abhängigkeit. Die Entscheidung für eine bestimmte Lösung kann sinnvoll sein, sollte jedoch auf einer fundierten Auswahl basieren. Wer bereits in der Evaluierungsphase verschiedene Ansätze prüft und auf modular aufgebaute, erweiterbare Architekturen achtet, stellt sicher, dass spätere Anpassungen oder Erweiterungen ohne hohen Aufwand möglich bleiben.
Wichtige Fragen, die in dieser Phase beantwortet werden müssen, sind:
- Welche Ziele stehen im Vordergrund – geht es primär um Kostenoptimierung, Effizienzsteigerung, mehr Resilienz oder die Erfüllung von Nachhaltigkeitsanforderungen?
- Welche Kompetenzen sollen im eigenen Haus aufgebaut und welche Aufgaben an Partner oder Dienstleister ausgelagert werden?
Das Ergebnis dieser strategischen Weichenstellung ist ein belastbares Konzept, das technische, organisatorische und wirtschaftliche Faktoren verbindet und den Rahmen für alle weiteren Schritte definiert.
Phase 2: Use Cases – Klein anfangen, groß denken
Ein erfolgreicher Einstieg beginnt mit einem klar definierten Use Case. Gemeinsam identifizieren wir einen Bereich, der typische Herausforderungen abbildet, aber überschaubar genug ist, um schnell Wirkung zu zeigen. Häufig bietet sich ein spezifischer Produkttyp oder ein definierter Behältertyp an, der besonders hohe Schwundquoten oder manuelle Aufwände verursacht.
Wichtig: Der Pilot muss von Anfang an wirtschaftlich tragfähig sein. Nur wenn sich der Nutzen innerhalb kurzer Zeit nachweisen lässt, entsteht intern das Vertrauen, weitere Schritte zu gehen. Typische Startpunkte sind der Wareneingang, die Kommissionierung oder der Exportbereich.
Auf Basis des Piloten entwickeln wir eine priorisierte Roadmap, die sukzessive auf weitere Prozesse ausgeweitet werden kann, wie auf interne Lagerbewegungen, externe Transporte oder die letzte Liefermeile.
Exkurs: SCALING Arena – Die organisatorische Verankerung
Damit Traceability skalierbar bleibt, braucht es eine zentrale Steuerungsinstanz: die SCALING Arena. Sie ist das organisatorische Rückgrat für die unternehmensweite Umsetzung und stellt sicher, dass Synergien zwischen Standorten gehoben, Standards definiert und neue Technologien systematisch beobachtet werden.
Die vier Kernaufgaben der SCALING Arena:
- Technologie-Governance: Die SCALING Arena stellt sicher, dass Lösungen auf die Strategie abgestimmt, langfristig skalierbar, interoperabel und wartbar sind.
- Use-Case-Steuerung: Systematisch wird ein strukturiertes Use-Case-Portfolio aufgebaut und kontinuierlich erweitert. Dabei werden die Use Cases nach ihrem wirtschaftlichen Potenzial und der technologischen Integrierbarkeit in bestehende Architekturen priorisiert, um eine optimale Implementierungsreihenfolge sicherzustellen.
- Capability-Management: Die SCALING Arena erfasst und managt sowohl bestehende als auch notwendige Kompetenzen im Unternehmen. Sie entscheidet strategisch über deren Realisierung – ob durch interne Entwicklung oder externe Partner – und steuert die kontinuierliche Weiterentwicklung der Fähigkeiten durch gezielte Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.
- Marktbeobachtung: Technologische Trends, neue Anbieter oder regulatorische Änderungen können mittels der Organisationsinstanz früh erkannt werden. So wird sichergestellt, dass relevante Entwicklungen rechtzeitig in Strategie und Umsetzung einfließen.
Phase 3: Architektur – Modular und zukunftssicher
Ein skalierbares Traceability-System braucht eine durchdachte technische Architektur, die sich flexibel an veränderte Anforderungen anpassen lässt – ohne jedes Mal bei null zu beginnen. Im Kern geht es dabei vor allem darum, eine Systemlandschaft zu schaffen, die es ermöglicht, verschiedene Technologien für potenziell unterschiedliche Use Cases zu vereinen. Dafür muss sie modular aufgebaut, interoperabel gestaltet und zukunftssicher integriert sein. Der Fokus liegt auf einem ganzheitlichen Architekturansatz, der Daten von der Erfassung bis zur Nutzung in Unternehmenssystemen durchgängig verarbeiten kann.
Folgende Prinzipien stehen dabei im Zentrum:
- Modularität: Neue Sensoren und Tracking-Technologien wie RFID, NFC oder BLE lassen sich jederzeit ohne große Anpassungen einbinden.
- Skalierbarkeit: Die Architektur ist darauf ausgelegt, große Mengen an Objekten, Datenpunkten sowie Endgeräten zuverlässig zu verarbeiten und Technologien für verschiedene Prozesse nutzbar zu machen. Ein erfolgreicher Piloteinsatz in einem Werk wird nicht zur Sackgasse, sondern zur Blaupause für andere Standorte.
- Interoperabilität: Offene Schnittstellen sorgen dafür, dass sich Lösungen externer Anbieter nahtlos in bestehende Systemlandschaften einfügen und sich Prozesse direkt im eigenen System automatisieren lassen.
- Flexibilität: Die Architektur erlaubt es, Anbieter bei Bedarf schnell zu wechseln und einzelne Technologiekomponenten auszutauschen, ohne die Gesamtstruktur zu gefährden.
Ein solcher Aufbau zahlt direkt auf die Unternehmensstrategie ein. Denn nur mit einer flexiblen und erweiterbaren Architektur lässt sich Traceability von Anfang an als Baustein einer datengetriebenen Organisation verankern.
Traceability erfolgreich meistern: Der richtige Zeitpunkt ist jetzt
Auto-ID-Technologien sind längst verfügbar, erprobt und bezahlbar. Doch ihr volles Potenzial entfalten sie nur dann, wenn Unternehmen sie strategisch, strukturell und organisatorisch richtig verankern. Der technologische Reifegrad allein reicht nicht aus. Entscheidend ist, wie Unternehmen den Wandel gestalten.
Der zunehmende wirtschaftliche Druck und neue regulatorische Anforderungen lassen keinen Spielraum für langes Zögern. Wer jetzt handelt, kann Prozesse messbar optimieren, Kosten senken und Compliance-Anforderungen rechtzeitig erfüllen.
Ein erfolgreicher Einstieg beginnt nicht mit der größten Lösung, sondern mit einem fokussierten Use Case, der echten Mehrwert bringt. Wichtig sind ein klares Zielbild und ein strukturiertes Vorgehen. Wir unterstützen Sie dabei, die passenden Weichen zu stellen, beispielsweise mit unserer cloudbasierten, offenen Infrastrukturlösung MHPs AUTOID INFRASTRUCTURE AI². Beginnen Sie jetzt. Schaffen Sie Transparenz. Und machen Sie Ihre smarte Logistik fit für die Zukunft.
MHPs AUTOID INFRASTRUCTURE AI² im Detail
MHPs AUTOID INFRASTRUCTURE AI² fungiert als cloudbasierte Orchestrationsschicht zwischen Auto-ID-Technologien und Unternehmenssystemen. Die Plattform löst typische Skalierungsprobleme durch:
Technologie-Unabhängigkeit
Die Lösung konsolidiert verschiedene Auto-ID-Technologien wie RFID, Bluetooth, UWB und LIDAR herstellerunabhängig in einer einheitlichen Plattform.
Modulare Architektur
Neue Technologien und Use Cases lassen sich flexibel erweitern, ohne bestehende Systemstrukturen zu gefährden oder aufwendige Neuimplementierungen durchführen zu müssen.
Zentrale Datenharmonisierung
Unterschiedliche Datenquellen werden einheitlich aufbereitet und plausibilisiert, wodurch Use-Case-übergreifende Datenvernetzung möglich wird.
Offene Integration
Standardisierte Schnittstellen ermöglichen die nahtlose Anbindung an Enterprise Applications wie ERP, MES oder Power BI ohne aufwendige Einzellösungen.
Kosteneffizienz
Durch Standardisierung und Low-Code-Programmierung reduzieren sich sowohl Lizenz- als auch Implementierungskosten erheblich gegenüber Individuallösungen.
Das Ergebnis: eine durchgängige Traceability von einzelnen Pilotprojekten bis zur unternehmensweiten Lösung ohne Lock-in-Effekte und mit schnellen Umsetzungszeiten durch Low-Code-Programmierung.
FAQ
Rückverfolgbarkeit bezeichnet die Fähigkeit, Produkte, Bauteile oder Behälter entlang der gesamten Wertschöpfungskette digital nachzuverfolgen. Unternehmen erhalten so Informationen über die Herkunft, den Standort, die Verarbeitungsschritte und die beteiligten Systeme – eine wichtige Basis für die Qualitätssicherung, Audits und Rückrufprozesse.
In der Intralogistik kommen Technologien wie Barcodes, QR-Codes, passive RFID-Tags, BLE-Beacons, UWB-Sensoren oder LPWAN-Lösungen wie NB-IoT zum Einsatz. Die Auswahl hängt vom Anwendungsfall, der Umgebung und den Integrationsanforderungen ab.
Ein modernes Traceability-System muss sich flexibel in bestehende IT-Landschaften einfügen, skalierbar und interoperabel sein. Entscheidend sind eine modulare Technologieintegration, standardisierte Schnittstellen, eine Echtzeitverarbeitung und eine robuste Datenbasis.
„Traceability“ ist der übergeordnete Begriff und umfasst die gesamthafte Rückverfolgbarkeit von Produkten, Materialien und Prozessen. „Tracing“ beschreibt den Rückblick – also die Dokumentation, woher ein Produkt kommt. „Tracking“ hingegen meint die Vorwärtsverfolgung, also die Lokalisierung, wohin ein Objekt transportiert wird. „Track & Trace“ kombiniert beide Richtungen und beschreibt Systeme, die eine durchgängige Verfolgung in Echtzeit ermöglichen.
Ein erfolgreicher Start beginnt mit einer klaren Strategie und einem genau umrissenen Use Case. Idealerweise wird ein wirtschaftlich relevanter Behältertyp oder Prozess gewählt, der sich gut abgrenzen lässt. Wichtig sind eine solide Datenbasis, ein realistischer Projektumfang und die frühzeitige Einbindung aller relevanten Stakeholder.
Die EU-Verpackungsverordnung verpflichtet Unternehmen ab 2026 zur digitalen Nachverfolgung von Verpackungen und zur Einhaltung von Recyclingquoten. Traceability wird dadurch zum zentralen Hebel für Compliance und nachhaltige Verpackungsprozesse. Eine vorausschauende Vorbereitung ist daher entscheidend.