
- Blog, Artificial Intelligence
- Veröffentlicht am: 28.10.2025
- 8:15 min
„Make AI Work Better for People“: Warum der Mensch der wahre Erfolgsfaktor von KI ist
Künstliche Intelligenz ist heute fester Bestandteil vieler Unternehmensprozesse. Doch während sich viele Projekte auf die Automatisierung möglichst vieler Aufgaben konzentrieren, zeigt sich immer deutlicher: Echten Mehrwert liefert KI dort, wo sie Menschen in komplexen Situationen unterstützt. So verstanden bekommt der Slogan der Firma ServiceNow eine tiefere Bedeutung. Eben „work for people“ anstatt „work instead of people“.
Der wahre Fortschritt liegt nicht in maximaler Automatisierung, sondern in gezielter Unterstützung. Dort, wo KI Menschen den Überblick verschafft, Entscheidungen beschleunigt und Zusammenarbeit stärkt, entsteht echter Mehrwert.
Diese Fokussierung wird in den kommenden Jahren noch wichtiger werden. Bis 2028 dürfte der Zugang zu Rechenkapazitäten für KI zunehmend eingeschränkt sein, da der Ausbau von sogenannten AI Factories sowie der dafür nötigen Energie- und Netzwerkinfrastruktur eine erhebliche Herausforderung darstellt.
Angesichts der absehbaren Engpässe bei Rechenleistung und Infrastruktur stellt sich für Unternehmen mehr denn je die Frage: Wie lässt sich KI dort einsetzen, wo sie Prozesse wirklich verbessert, statt nur technisch möglich zu sein?
Menschenzentrierte KI: Das Wichtigste in Kürze 
Echten Mehrwert liefert KI vor allem dort, wo sie Menschen in komplexen Situationen unterstützt und nicht einfach nur Aufgaben automatisiert. 
Stärken der KI liegen in Bereichen wie paralleler Datenverarbeitung, Mustererkennung und kontextbasierter Entscheidungsunterstützung. 
Viele Unternehmen setzen KI aktuell noch dort ein, wo sie leicht zu implementieren ist, statt in den Anwendungsfeldern mit dem größten Nutzen. 
Kurzfristige Pilotprojekte ohne strategische Einbettung führen häufig zu teuren Nachbesserungen, unnötigen Kosten oder ungenutztem Potenzial. 
Der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg liegt in einer ganzheitlichen Use-Case-Strategie, die Wirtschaftlichkeit, Integration und Akzeptanz gleichermaßen berücksichtigt. 
Da der Ausbau der globalen Recheninfrastruktur nur begrenzt voranschreitet – insbesondere aufgrund von Energie- und Netzwerklimits – wird die Priorisierung beim Einsatz von KI künftig eine noch wichtigere Rolle spielen.
Die Stärken der KI und wo der Mensch unersetzlich bleibt
Es gibt Aufgaben, bei denen die menschliche Leistungsfähigkeit selbst bei höchster Konzentration und langjähriger Erfahrung klare Grenzen hat. Dazu gehören die parallele Verarbeitung großer Datenmengen, das Erkennen subtiler Muster in komplexen Informationsströmen und die Einordnung von Kontext, der sich aus vielen, teils widersprüchlichen Quellen speist.
Genau hier entfaltet KI ihr Potenzial. Sie kann als eine Art virtuelle Parallelverarbeitung agieren, in der viele Analyseprozesse gleichzeitig ablaufen. So lassen sich in Sekunden Verbindungen herstellen, die für Menschen nur mit erheblichem Zeitaufwand oder gar nicht sichtbar wären.
Vereinfacht gesehen passiert dies durch zwei Fähigkeiten:
- Mustererkennung: KI identifiziert Anomalien oder Trends in komplexen Datensätzen, bevor diese für den Menschen erkennbar sind.
- Kontextbildung: Relevante Zusatzinformationen werden in Echtzeit aus verschiedenen Datenquellen zusammengeführt, um fundiertere Entscheidungen zu ermöglichen.
Beispiele für die Anwendung dieser Fähigkeiten:
- Ticketpriorisierung: Eingehende Support-Anfragen werden automatisch nach Dringlichkeit, Thema und Zuständigkeit sortiert – teilweise sogar durch eine maschinelle Analyse kompletter Fehlerprotokolle.
- „Was-wäre-wenn“-Analysen in der Produktentwicklung: Mögliche Folgen eines Bauteiltauschs werden automatisch simuliert, sodass Risiken sichtbar und fundierte Entscheidungen möglich werden.
- Proaktive Kontextrecherche im Einkauf: Softwarefreigabeprozesse werden automatisiert analysiert, um Risiken frühzeitig zu erkennen und Preisfindungen zu beschleunigen.
Was bisher manuell kaum in einem vertretbaren Zeitraum möglich war, wird zum Standard und eröffnet neue Wege, Arbeitsabläufe effizienter und intelligenter zu gestalten. Die Beispiele zeigen jedoch: Es handelt sich dabei nicht um kleine Anpassungen, sondern um tiefgreifende Veränderungen. 
Der entscheidende Punkt ist also: So eingesetzt optimiert KI Prozesse nicht nur, sie verändert sie grundlegend. 
Das KI-Dilemma: Schnell gestartet, selten nachhaltig
Viele Unternehmen experimentieren derzeit mit KI. Dabei zeigt sich ein Muster: Schnell umsetzbare Projekte stehen im Vordergrund, nachhaltige Ansätze bleiben dagegen oft zurück.
Die aktuelle Situation in vielen Unternehmen
In der initialen Adaptionsphase wird Künstliche Intelligenz derzeit vor allem dort eingesetzt, wo sie sich schnell und unkompliziert implementieren lässt, meist ohne den eigentlichen Prozess grundlegend zu verändern. Damit schöpfen Unternehmen das langfristige Potenzial von KI oft nicht aus, das vor allem in der tiefgreifenden Transformation von Abläufen liegt.
Wir sehen in vielen Unternehmen wiederkehrende Muster beim Einsatz von KI:
- Einsatz in einfachen Use Cases: KI wird für Aufgaben wie Reporting oder das Zurückschreiben von Daten in andere Systeme genutzt, obwohl etablierte Schnittstellenlösungen hier oft effizienter wären.
- Fokus auf schnelle Piloten: Projekte werden gestartet, weil sie eine kurze Time-to-Market versprechen – allerdings meist ohne strategische Einbettung ins Gesamtsystem.
- Rapid Piloting ohne Vernetzung: Einzelpersonen oder Teams entwickeln KI-Lösungen ohne tiefes Know-how oder Anbindung an bestehende Entwicklungsnetzwerke und schaffen damit Insellösungen.
Ein weiterer Punkt: Das Label „KI“ zieht Investitionen an, auch dann, wenn der Anwendungsbereich gar nicht optimal geeignet ist. Dadurch entstehen Szenarien, in denen KI eingesetzt wird, obwohl klassische Lösungen wie API-Integrationen oder RPA-Systeme langfristig robuster, kostengünstiger und besser skalierbar wären.
Und es gibt bereits zahlreiche Beispiele dafür: Programme zur nachträglichen Optimierung („Re-Algorithmisierung“) von KI-Agenten sind entstanden. Gleichzeitig wird KI oft als Schnellstart-Tool für Prototypen genutzt, die robuste technische Basis folgt, wenn überhaupt, meist erst später.
Warum die KI-Infrastruktur zur Wachstumsbremse werden könnte
Der Aufbau sogenannter AI Factories unterscheidet sich deutlich vom Betrieb klassischer Rechenzentren der vergangenen Jahrzehnte. Sie benötigen eine stabile und erhebliche Energieversorgung – deren Aufbau erfordert jedoch Zeit.
Das zugrunde liegende Geschäftsmodell ähnelt der Luftfahrt – Flugzeuge erwirtschaften nur dann Einnahmen, wenn sie in der Luft sind. Stehen sie am Boden, verursachen sie Kosten. Ähnlich verhält es sich mit AI Factories, die für ihre Wirtschaftlichkeit auf einen nahezu kontinuierlichen Betrieb angewiesen sind, was einen konstant hohen Energiebedarf mit sich bringt.
Verzögerungen beim Ausbau dieser Infrastruktur – insbesondere, wenn sie nachhaltig und umweltverträglich erfolgen soll – dürften die Kosten weiter erhöhen oder sogar die Verfügbarkeit von KI-Rechenleistung in diesem Jahrzehnt einschränken.
Die eigentlich nötige Ausrichtung
Aus Sicht einer menschenzentrierten KI heißt das: Unternehmen sollten den Einsatz von KI im Arbeitskontext konsequent dort ausrichten, wo sie Prozesse spürbar verbessert und nicht allein dort, wo es technisch möglich ist. Entscheidend ist weniger die Zahl automatisierter Aufgaben als vielmehr der nachhaltige Nutzen für Menschen und Organisationen.
Der Vorteil: Fast jedes Unternehmen hat inzwischen erste Erfahrungen mit KI gesammelt und startet nicht mehr bei null. Jetzt kommt es auf den nächsten Schritt an: weg vom reinen „Machen“ hin zu einem klaren strategischen Fokus. Zugleich gewinnt die effiziente Nutzung der begrenzten KI-Rechenkapazitäten zunehmend an Bedeutung – auch sie sollte in strategische Überlegungen zum KI-Einsatz einfließen.
Sinnvolle Leitfragen für die Neuausrichtung
Um KI gezielt dort einzusetzen, wo sie echten Mehrwert schafft, lohnt es sich, vorab zentrale Fragen zu klären:
- In welchen Bereichen stoßen Menschen an Grenzen und wo kann KI gezielt entlasten?
- Wo entstehen durch diese Entlastung und Beschleunigung die größten positiven Effekte?
- Welche Aufgaben darf KI konkret übernehmen, wie werden Ergebnisse überprüft und welche Tätigkeiten bleiben klar in menschlicher Hand?
Ebenso wichtig ist der Blick auf bereits entstandene KI-Piloten:
- Wo haben sie gut funktioniert und wo weniger?
- Welche Ursachen liegen dahinter?
- Wie lassen sich viele Einzellösungen zu einem konsistenten Gesamtbild zusammenführen?
- Wie können kurzfristige Piloten in langfristig tragfähige, robuste Lösungen überführt werden?
- Was hat das Unternehmen dabei gelernt und welche Personen sind besonders gut vorbereitet für den nächsten Schritt?
Strategisch-praktische Vorgehensweise
Diese Schritte helfen, KI nachhaltig und wirtschaftlich einzusetzen und dabei vorhandene Erfahrungen sinnvoll zu nutzen:
- Leitfragen klären: Schnelle Reflexion zu Kosten und Nutzen sowie Chancen und Risiken über alle verschiedenen Wertehebel hinweg. Insbesondere das „Challengen“ und der Vergleich mit vergangenen Shared Service Center Projekten sind hier sehr hilfreich.
- Erfahrungen aktivieren: Bestehende Kompetenzen und Use Cases für die nächsten Schritte nutzen und gezielt weiterentwickeln.
- Vernetztes Kontrollzentrum aufsetzen: Einrichtung eines KI-Centers zur Überwachung von Kosten, Nutzen und Use Cases sowie zur Orchestrierung zwischen KI-Systemen und klassischer IT. Vermeiden Sie den Aufbau von KI-Inseln.
- Projekte weiterführen: Aktuelle KI-Initiativen gezielt prüfen und in zwei Kategorien einteilen: Quick Wins (schnell umsetzbare Mehrwerte) und Strategic Impacts (nachhaltige, langfristige Effekte).
- Re-Algorithmisierung: Ineffiziente KIs optimieren bzw. in klassische Automatisierungen wandeln und den Fokus auf Strategic Impacts verstärken.
- Kommunikation sichern: Kontinuierliche Kommunikation und Change Management etablieren, mit Fokus auf ganzheitliche Effekte und die Optimierung der Total Cost of Ownership (TCO).
Wie MHP Unternehmen bei menschenzentrierter KI unterstützt
Damit der Einsatz von KI in der Arbeitswelt nicht bei Pilotprojekten stehen bleibt, sondern langfristig Nutzen stiftet, braucht es einen klaren Plan und eine passgenaue Umsetzung. MHP begleitet Sie dabei mit einem praxisnahen, strategischen Ansatz:
- Situationsreview und Use-Case-Evaluierung: Analyse der bestehenden KI-Initiativen und Bewertung, welche Anwendungen den größten Mehrwert für Menschen und Organisation liefern.
- Business Case Stärkung: Überprüfung Ihres Business Cases nach den verschiedenen Wertehebeln und ggf. Präzisierung und Repriorisierung.
- Strategische Ausrichtung: Entwicklung einer Roadmap, die KI in drei Szenarien denkt – als Gamechanger, für Rapid Piloting und in Re-Algorithmisierungsprogrammen.
- Technologie-Optimierung: Weiterentwicklung von KI-Management-Systemen („Kontrollzentrum“) und Automatisierungen, um den effizienten Betrieb und die Steuerung von KI-Lösungen sicherzustellen.
- Integration in bestehende Systeme: Optimale Verzahnung von KI-Lösungen & KI-Governance mit vorhandenen Technologien, um Brüche in Prozessen zu vermeiden.
- TCO-Orientierung & Monitoring: Vermeidung von Kostenfallen durch eine ganzheitliche Betrachtung der langfristigen Gesamtbetriebskosten.
- Change-Kommunikation: Begleitung der kulturellen Transformation, um Akzeptanz zu fördern und den reibungslosen Einsatz im Arbeitsalltag sicherzustellen.
So wird der Einsatz von KI nicht als isoliertes Technikprojekt verstanden, sondern als Teil einer klaren Unternehmensstrategie. Das Ziel ist es, den Arbeitsalltag von Menschen spürbar zu verbessern, Prozesse reibungsloser zu gestalten und langfristig bessere Ergebnisse zu erzielen.
Fazit: Technischer Fortschritt ist kein Selbstzweck
KI entfaltet ihren wahren Wert erst dann, wenn sie den Menschen nicht ersetzt, sondern stärkt. Der Schlüssel liegt in einer menschenzentrierten KI, die sich nahtlos in bestehende Organisationen und Teams einfügt und deren Arbeit gezielt unterstützt. Entscheidend ist, dass Unternehmen die menschliche Urteilsfähigkeit erweitern, Vertrauen schaffen und klare Ziele definieren, bevor Technologien implementiert werden.
Nur wenn die technologische und die organisatorische Entwicklung Hand in Hand gehen, wird aus KI ein strategischer Hebel, der Prozesse beschleunigt und nachhaltigen Erfolg sichert. MHP begleitet Sie auf diesem Weg von der ersten Idee bis zur erfolgreichen Umsetzung – praxisnah, ganzheitlich und immer mit dem klaren Fokus: Klasse statt Masse.
Wandeln Sie KI-Potenziale in greifbare Ergebnisse um. Mit einem klaren strategischen Fokus und praxisbewährten Methoden schaffen wir gemeinsam Lösungen, die heute und in Zukunft wirken.
FAQ
Automatisierung bedeutet, dass wiederkehrende, klar definierte Aufgaben ohne menschliches Zutun ablaufen. Echte Entlastung durch KI geht darüber hinaus: Sie unterstützt Menschen in komplexen Situationen, hilft bei der Priorisierung von Aufgaben, liefert Kontextinformationen und erkennt Muster, die für menschliche Augen nur schwer oder nach langwieriger Analyse erkennbar sind. So entsteht nicht nur Effizienz, sondern auch eine Erweiterung der menschlichen Handlungsfähigkeit.
Ein klarer KI-Anwendungsbereich zeichnet sich dadurch aus, dass er über rein repetitive Tätigkeiten hinausgeht. Sinnvoll sind Szenarien, in denen große Datenmengen, unklare Strukturen oder eine hohe Informationsdichte vorliegen. Entscheidend ist außerdem, dass die Implementierung langfristig wirtschaftlich ist und die KI-gestützte Lösung tatsächlich einen Mehrwert für die Arbeitsprozesse und die Mitarbeitenden schafft.
Häufig liegt der Grund in einem fehlenden strategischen Fokus. Projekte werden gestartet, weil die Technologie verfügbar ist, nicht weil sie die beste Lösung für das Problem darstellt. Zudem wird die Integration in bestehende Prozesse oft unterschätzt, was zu Akzeptanzproblemen im Team und zu hohen laufenden Kosten führt.
Transparente Kommunikation und frühzeitige Einbindung der Mitarbeitenden sind entscheidend. Teams müssen verstehen, wie die Technologie funktioniert, welche Vorteile sie bringt und wo ihre Grenzen liegen. Schulungen, Pilotprojekte und Feedbackschleifen helfen, Vertrauen aufzubauen und Ängste abzubauen.
Damit ist gemeint, dass KI vor allem dort eingesetzt wird, wo menschliche Fähigkeiten an Grenzen stoßen – zum Beispiel bei der Analyse komplexer Datenmengen, der Mustererkennung oder der kontextbasierten Entscheidungsunterstützung. Ziel ist es nicht, einfache Tätigkeiten zu ersetzen, sondern Mitarbeitende in anspruchsvollen Aufgabenfeldern zu entlasten und ihre Leistungsfähigkeit zu erweitern.
AI Factories stellen besondere Anforderungen an stabile Energie- und Netzwerkinfrastrukturen. Der Bau und die technische Realisierung solcher Komponenten – etwa Kraftwerke, Energie- und Netzsysteme oder Kühlanlagen – erfordern deutlich längere Planungs- und Umsetzungszyklen als klassische Rechenzentren. Zusätzliche Verzögerungen können durch umfangreichere Umweltprüfverfahren in stark regulierten Märkten entstehen, beispielsweise innerhalb der EU.
