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Online-Shopping war noch nie so bequem wie heute. Produkte sind in wenigen Klicks verfügbar, Lieferketten optimiert, Bezahlvorgänge weitgehend automatisiert. Doch je effizienter die Prozesse, desto austauschbarer das Erlebnis. Wer heute einen digitalen Warenkorb füllt, bleibt oft anonym und emotional unberührt. Transaktionen ohne Bedeutung sind längst zum Standard geworden. 

Gleichzeitig agieren Konsument:innen in einer Welt, die durch Instabilität, Informationsflut und rasante technologische Veränderungen geprägt ist. In dieser BANI-Welt (brittle, anxious, nonlinear, incomprehensible) wachsen Unsicherheit und Orientierungslosigkeit und damit das Bedürfnis nach echten Erfahrungen, Vertrauen und Zugehörigkeit. So geben laut einer Studie 83​​​​​​ % der Verbraucher:innen an, dass sie nach einem positiven Live-Erlebnis eine stärkere emotionale Bindung zur Marke aufbauen. 

Hier setzt Experiential Commerce an: ein strategischer Ansatz, der Handel neu denkt – nicht mehr nur als Verkaufsplattform, sondern als ganzheitliches Markenerlebnis. Unternehmen, die ihre Markenwelt emotional aufladen, schaffen Bindung statt nur Absatz. Denn heute zählt nicht mehr allein, was gekauft wird, sondern wofür und welche Zugehörigkeit Menschen damit verbinden.

Vom Produkt zur Zugehörigkeit: Die Evolution des Commerce

Digitale Handelsmodelle haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt – von einfachem E-Commerce über integrierte Digital-Commerce-Erlebnisse bis hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der Kundenerwartungen neu definiert. Während der klassische E-Commerce vor allem auf Preis, Produktauswahl und Schnelligkeit setzt, liegt der Fokus im Digital Commerce auf nahtloser Integration, Personalisierung und einer kanalübergreifenden, konsistenten Customer Journey. Doch der nächste Evolutionsschritt ist bereits da: Experiential Commerce. 

Was ihn auszeichnet? Die konsequente Verlagerung des Schwerpunkts – weg vom reinen Transaktionsdenken, hin zu emotionaler Zugehörigkeit, Storytelling, Community und immersiven Erfahrungen. Statt nur Produkte zu verkaufen, bauen Marken Beziehungsräume. Statt Touchpoints isoliert zu optimieren, entsteht eine kuratierte Customer Experience, die alle Touchpoints sinnvoll verbindet. Diese neue Form des Handels antwortet auf die emotionalen Bedürfnisse einer komplexen Welt und schafft Identifikation statt Vergleichbarkeit. 

Die folgende Grafik verdeutlicht, wie sich der Commerce entlang dieser Entwicklung verändert hat:

Status Quo: Austauschbarkeit trotz Technologie

Der digitale Handel hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Standardisierte Plattformen, algorithmengestützte Produktempfehlungen, One-Click-Checkouts – all das sorgt für Effizienz, Geschwindigkeit und Bequemlichkeit. Doch genau darin liegt auch das Problem: Die digitale Einkaufserfahrung ist funktional optimiert, aber emotional entkernt. 

Preis, Auswahl und Convenience sind längst Hygienefaktoren. Der Wettbewerb spielt sich zunehmend auf Plattformen ab, deren Interfaces sich visuell, technisch und inhaltlich ähneln. Was bleibt, ist ein Commerce, der kaum Wiedererkennung stiftet. Ein Produktwechsel oder gar Markenwechsel ist oft nur einen Tab entfernt. 

Für viele Unternehmen entsteht daraus eine strategische Leerstelle:

  • Wie lässt sich in diesem Gleichklang Aufmerksamkeit erzeugen?
  • Wie gelingt Differenzierung jenseits des Produkts?
  • Und wie kann echte Kundenbindung entstehen, wenn Austauschbarkeit der Standard ist?

Wer in dieser Umgebung bestehen will, braucht mehr als nur neue Tools oder Touchpoints. Gefragt ist ein Paradigmenwechsel, weg vom transaktionalen Denken, hin zu einer Markenstrategie, die Relevanz über Erlebnisse, Emotionen und Zugehörigkeit definiert.

Genau hier setzt Experiential Commerce an. In einer Realität, die von Unsicherheit, Komplexität und fehlender Differenzierung geprägt ist, rücken emotionale Bedürfnisse, Authentizität und Gemeinschaft in den Fokus. Die folgende Visualisierung zeigt, welche Dynamiken das heutige Konsumverhalten prägen und warum Marken jetzt auf echte Erlebnisse setzen müssen:

Experiential Commerce verstehen: Prinzipien & Potenzial

Experiential Commerce ist die logische Antwort auf eine Handelswelt, die in technischer Hinsicht ausgereift, in emotionaler Hinsicht aber oft leer ist. Wer heute eine loyale Zielgruppe erreichen will, muss mehr bieten als Funktionalität. Es geht darum, Marken zu Erlebnisträgern zu machen und Kund:innen zu Teilnehmenden einer Welt, nicht bloß zu Käufer:innen eines Produkts. 

Dabei geht es nicht nur um atmosphärisches Marketing, sondern um eine strategische Neuausrichtung. Der Kern: emotionale Verbindung ersetzt den rein funktionalen Nutzen. Konsument:innen kaufen nicht nur ein Produkt, sie entscheiden sich bewusst für eine Marke, für eine Haltung, für ein Narrativ, mit dem sie sich identifizieren.

Der Weg dahin ist so individuell wie die Marken selbst und doch lassen sich zentrale Erfolgsprinzipien erkennen. Sie bilden das Fundament des Experiential Commerce und zeigen auf, wie digitale und physische Touchpoints in emotionale Markenerlebnisse überführt werden können.

Phygital Experiences (phygital = physisch + digital) kombinieren die Vorteile beider Welten. Die folgende Visualisierung zeigt, warum ihre Synergie den Unterschied macht:

Auf dieser Grundlage lassen sich sechs zentrale Building Blocks identifizieren, die Marken Orientierung bieten und eine erlebnisorientierte Commerce-Strategie ermöglichen:

  • Storytelling und Purpose: Bedeutung entsteht durch Geschichten und eine klare Haltung.
  • Community und Co-Creation: Austausch schafft Bindung und lässt Kund:innen mitgestalten.
  • Immersive Experiences: Technologie ermöglicht tiefgreifende Erlebnisse – von Augmented Reality (AR) bis Virtual Flagship.
  • Interactive Engagement: Interaktive Elemente wie Livestreams, Gamification oder Challenges fördern eine aktive Beteiligung und stärken die Markenbindung.
  • Personalisierung und Kontextualisierung: Datenbasierte Angebote machen Begegnungen relevanter.
  • Frictionless Journeys: Reibungslose Prozesse ermöglichen den Fokus auf das Wesentliche, das Erlebnis selbst.

Jeder dieser Bausteine trägt auf seine Weise zur Differenzierung bei. Gemeinsam formen sie eine neue Handelslogik, die Marken sichtbarer und spürbarer macht.

Praxisbeispiele: Wie Brands Erlebnisse schaffen

Ob durch nachhaltige Initiativen, digitale Innovationen oder Community-Formate – Marken eröffnen Räume, in denen Kund:innen aktiv teilhaben können. Die folgenden Beispiele verdeutlichen, wie unterschiedlich dieser Ansatz umgesetzt wird.

1. Patagonia: Marke als lebendiges Statement

Patagonia macht seine Werte durch nachhaltige Retail-Erlebnisse greifbar. Ein herausragendes Beispiel ist das Programm „Worn Wear“ – eine Mischung aus Pop‑up-Tour, Online-Plattform und Reparaturservice, bei dem Kund:innen gebrauchte Patagonia-Kleidung einschicken, reparieren und weitergeben können. Diese Initiative stärkt die emotionale Markenbindung und fördert eine Gemeinschaft rund um Werte wie Langlebigkeit und Umweltverantwortung. Zudem gestaltet Patagonia jede Filiale lokal unterschiedlich und verbindet physische Räume mit regionaler Identität und Events.

2. Lego: Co-Creation, AR und Community in Bewegung

Lego erweitert die Erlebniswelt seiner Stores durch Augmented Reality und Community-Formate: Mit dem „Hidden Side“-Sortiment verschmolzen physische LEGO-Sets mit digitalen, interaktiven Geisterabenteuern über eine begleitende App. Außerdem fördert Lego Ideas Co-Creation: Fans reichen eigene Set-Ideen ein, die bei ausreichender Unterstützung realisiert und vermarktet werden können. Im LEGO House im dänischen Billund erleben Besucher:innen eine interaktive Markenwelt, die alle Altersgruppen anspricht. Angebote wie ein Robotik-Labor oder das digitale Spiel „Fish Designer” laden dazu ein, Technik und Kreativität auf spielerische Weise zu entdecken.

3. Burberry: Luxus trifft digitale Interaktivität

Burberry inszeniert sich als Pionier für Phygital Luxury Experiences: Im Social Retail Store in Shenzhen verknüpft die Marke physischen Ladenbesuch mit digitaler Interaktion via WeChat-Mini‑Programm. Kund:innen erhalten einen virtuellen Fawn‑Avatar, sammeln „Social Currency“, buchen Stylings und treffen personalisierte Empfehlungen. Darüber hinaus nutzt Burberry Augmented Reality, indem Produkte wie die TB‑Tasche oder Sneakers über Google Search oder QR-Codes virtuell in den eigenen Raum projiziert werden oder in AR-Web-Erlebnissen auf Pop‑ups lebendig werden – und das ohne App.

MHP als Enabler für Experiential Commerce

Experiential Commerce beginnt mit einer neuen Sicht auf die Kund:innen. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv gestalten möchten, benötigen kreative Ideen und einen klaren Fahrplan. Was es zusätzlich braucht: einen Partner, der den Wandel begleitet und auf strategischer, technologischer und operativer Ebene aktiv mitgestaltet. Genau hier setzt MHP an. 

Als Business- und Technologiepartner unterstützt MHP Unternehmen dabei, von der Vision bis zur skalierbaren Plattformarchitektur, ein konsistentes, markenprägendes Erlebnis zu gestalten. Im Fokus steht dabei immer die Frage: Wie wird aus einem transaktionalen Prozess ein berührender Moment? Und wie lässt sich diese Qualität entlang aller Touchpoints reproduzierbar und messbar machen?

MHP bringt dabei drei zentrale Kompetenzen ein:

  • Strategische Beratung und Zielbildentwicklung: Gemeinsam entwickeln wir ein individuelles Experience-Zielbild – mit klarer Differenzierung im Markt, relevanter Markenpositionierung und messbarer Kundenbindung.
  • Experience-zentriertes Journey Design: Die Gestaltung der Customer Journey folgt nicht dem Produkt, sondern der Beziehung. MHP denkt aus Perspektive der Zielgruppe und verknüpft digitale wie stationäre Touchpoints zu kohärenten Erlebnisketten.
  • Modulare Commerce-Architektur und technologische Umsetzung: Ob Headless, API-first oder cloudbasiert: MHP konzipiert und realisiert skalierbare Plattformen, die Personalisierung, Echtzeitinteraktion und Phygitalität ermöglichen, inklusive KI-basierter Kontexterkennung und automatisierter Content-Logik.

Was MHP dabei auszeichnet, ist die Fähigkeit, technologische Exzellenz mit emotionaler Relevanz zu verbinden. Das Ergebnis ist keine Commerce-Lösung von der Stange. Es entsteht ein individuell entwickeltes Erlebnisökosystem, das strategisch durchdacht ist, technologisch überzeugt und auf langfristige Zukunftssicherheit ausgelegt ist.

Fazit: Relevanz entsteht durch Erlebnis

Die wachsende Austauschbarkeit im digitalen Handel ist kein unausweichliches Schicksal, sondern eine Einladung zum Wandel. Marken, die heute herausragen wollen, müssen mehr bieten als Prozesseffizienz oder Produktvielfalt. Gefragt sind Bedeutung, Beziehung und Erlebnis. 

Experiential Commerce liefert genau das: einen zukunftsweisenden Ansatz, der Menschen nicht nur als Konsument:innen, sondern als Teil einer Markenwelt begreift. Wer Kund:innen einbindet, berührt und begeistert, schafft echte Differenzierung über emotionale Relevanz. 

MHP begleitet Unternehmen auf diesem Weg mit strategischem Weitblick, technologischer Exzellenz und einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen von morgen. Aus digitalem Commerce entsteht so ein nachhaltiges Markenerlebnis, das Marken stärkt und Kund:innen verbindet.

FAQ

Was genau versteht man unter Experiential Commerce und worin liegt der Unterschied zu klassischem Digital Commerce?

Experiential Commerce geht über die rein funktionale Abwicklung digitaler Kaufprozesse hinaus. Im Zentrum steht nicht das Produkt, sondern das Erlebnis: Marken schaffen emotionale Relevanz, indem sie Zugehörigkeit, Sinn und Interaktion ermöglichen. Während Digital Commerce auf Effizienz und Skalierung fokussiert, rückt Experiential Commerce Beziehung, Bedeutung und Markenbindung in den Vordergrund.

Wie lässt sich ein nahtloses Zusammenspiel von digitalen und physischen Touchpoints realisieren?

Entscheidend ist ein ganzheitliches Experience-Design, das kanalübergreifend gedacht ist, also von Anfang an physische und digitale Berührungspunkte integriert. Mithilfe modularer Commerce-Architekturen und intelligenter Datenlogik entsteht eine konsistente, kontextbasierte Markenwelt, die sich flexibel an die jeweilige Situation der Kund:innen anpasst – online wie offline.

Wie kann eine emotionale Differenzierung messbar zum Geschäftserfolg beitragen?

Erlebnisse schaffen nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch Vertrauen, Bindung und Wiedererkennung. Das sind zentrale Faktoren für langfristigen Markenerfolg. Unternehmen, die gezielt auf Brand Experience setzen, steigern nachweislich die Kundenloyalität, die Verweildauer und die Empfehlungsbereitschaft. Mittels KPIs wie Net Promoter Score (NPS), Customer Lifetime Value (CLV) oder Interaktionsraten lässt sich der Impact gezielt erfassen und steuern.

Über unseren Autor

Ein "Better tomorrow" geht nicht ohne:

  1. Mut und Vision
  2. Zusammenarbeit und Empathie
  3. Optimismus und Tatkraft

Mein Herz schlägt schneller für…:

eine geile Customer Journey

Florian Gumpert

Associated Partner