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Fünf Thesen von MHP zur IAA Transportation

Tesla-Moment bei der autonomen Mobilität

Selten zuvor waren die Themen Logistik und Transport so sehr im Fokus wie derzeit.

Anlässlich der IAA Transportation 2022 hat Augustin Friedel von der Porsche-Tochter MHP skizziert, wo die Herausforderungen für Logistik und Transport liegen und welche Entwicklungen zu erwarten sind. Wir freuen uns, wenn dieser Impuls für Ihre Arbeit hilfreich ist. Gerne tauschen wir uns dazu mit Ihnen aus.

Im Augenblick wird für viele sehr unmittelbar spürbar, was passiert, wenn Güter nicht wie gewohnt von A nach B transportiert werden können. Die Resilienz entlang von Supply Chains zu stärken, steht daher verständlicherweise in vielen Unternehmen ganz oben auf der Agenda.

Zum anderen bleibt jegliche Art von Mobilität eng mit der Frage nach dem emittierten CO2 verbunden. Logistik und Transport kann in diesem Zusammenhang als Teil des Problems verstanden werden – wenn beispielsweise thematisiert wird, wie hoch der Carbon Footprint für die Lieferung bis den Endkund*innen ausfällt. Logistik und Transport können aber auch Teil der Lösung sein – wenn beispielsweise Individualverkehr durch gemeinschaftlich genutzte Vehikel substituiert wird.

Vor diesem Hintergrund haben wir fünf Thesen dazu formuliert, welche Aspekte heute und in den kommenden Jahren besonders dringend und wichtig sind.

(Bildrechte: Enride)

#1 Nachhaltiger Wandel nur durch Zusammenarbeit

Der Apell, endlich übergreifend zusammenzuarbeiten, ist in vielen Bereichen von Gesellschaft und Wirtschaft zu hören.

Bei Mobilität und Transport ist die Forderung besonders relevant. Denn hier sind nicht nur grundsätzlich unterschiedliche Stakeholder involviert, die miteinander agieren müssen, beziehungsweise deren Leistungen ineinandergreifen. Die Stakeholder sind oft auch dezentral organisiert, was eine effektive und effiziente Steuerung erschwer. Im Transportbereich können zum Beispiel CO2-Emissionen reduziert werden und kann die Verkehrsinfrastruktur entlastet werden, wenn Lieferungen basierend auf einer intelligenten Routen- und Kapazitätsplanung gebündelt werden. Für die Endkunden wird eine unzureichende Vernetzung im Mobilitätsbereich deutlich: Wollten Menschen ohne ihr eigenes Auto ein Ziel erreichen, müssten sie sich darauf verlassen können, dass die unterschiedlichen Verkehrsmittel nahtlos integriert sind – und nur ein Payment-Vorgang erforderlich ist. Heute ist das häufig eine Wunschvorstellung. Damit hier mehr Dynamik entsteht, müssten die einzelnen Stakeholder erkennen, welche Vorteile sich für sie ergeben. Die entscheidende Frage ist auch, wer die Initiative ergreift und Kooperationen auf den Weg bringt.

#2 Unbundling of the Truck

Bekannte Transportfahrzeuge werden nicht nur elektrifiziert, sondern zunehmend auch diversifiziert.

Bislang dominieren Lkw und Kastenwägen den Transport von Gütern. Künftig wird eine Vielzahl verschiedener Fahrzeugtypen mit unterschiedlichen Größen und Antriebskonzepten zum Einsatz kommen. Schon heute werden Quadricycles und Lastenräder in der Last-Mile-Logistik genutzt, in den kommenden Jahren werden die Flotten stark wachsen. Perspektivisch werden auch Drohnen und eVOLTs zum Vehikel-Portfolio gehören, um kritische oder entlegene Transporte zu erledigen. Vor diesem Hintergrund gewinnen die umfassende Vernetzung der Vehikel und intelligente Logistik-Hubs zunehmend an Bedeutung. In Summe ermöglicht all das einen deutlich besseren Fit zwischen dem Zweck eines Transports (Was muss bis wann auf welche Weise wohin transportiert werden?) und den Transportmitteln – inklusive der Route, die die Transportmittel nehmen. Und das wiederum trägt dazu bei, Emissionen zu reduzieren und die Infrastruktur zu entlasten – insbesondere in den Städten. Eine vergleichbare Entwicklung werden wir auch bei der geteilten Mobilität für Menschen erleben.

#3 Bundling Transport and Energie

Transport und Energie sind schon immer eng miteinander verbunden. Schließlich könnte sich ohne Energie kein Fahrzeug bewegen.

Aufgrund der Elektrifizierung der Fahrzeuge und einem einhergehenden Aufbau von stationären und mobilen Energiespeichern wird der Grad der Verflechtung erheblich zunehmen. Das Vehicle-to-Grid-Konzept spielt dabei die entscheidende Rolle. Fahrzeuge für den Transport von Menschen und Gütern sind nicht mehr nur Verbraucher von Energie, sondern werden zum Teil eines intelligenten Netzes: Sie speichern Strom – vor alle aus lokalen, nachhaltigen Quellen – und geben diesen bei Bedarf wieder ins Netzt ab. Das trägt zum einem zur Stabilisierung des gesamten Netzes bei und optimiert zum anderen die Kosten für die Flottenbesitzer.

#4 Tesla-Moment beim autonomen Transport

Erst passiert lange kaum etwas – und dann geht es plötzlich ganz schnell. Das war beispielsweise so, als Elon Musk mit Tesla quasi im Alleingang einen Markt für elektrifizierte Fahrzeuge etablierte.

Einen solchen Moment wird es auch für den autonomen Transport geben. In Europa und den USA findet der Durchbruch vermutlich beim Transport von Gütern statt, in China geteilter Mobilität von Menschen. Das hängt damit zusammen, welcher Bedarf in den jeweiligen Ländern dominiert und was durch Fördermittel und öffentliche Investitionen unterstützt wird.
Grundsätzlich ist zu beobachten, dass es bei der Entwicklung autonomer Technologien in Europa deutlich langsamer vorwärts geht als in den USA und China. Unternehmen aus diesen Ländern streben eine globale Marktführerschaft an und es wird erwartet, dass die führenden Unternehmen aus China und USA ihre Ambitionen mit einem hohen Engagement in Europa untermauern werden – Europa wird damit zum „Battleground“.

#5 Role Models erforderlich

Damit der Wandel im Transportbereich und in der Mobilität schneller stattfindet, müssen Unternehmen und Führungskräfte Role Models sein.

In den Unternehmen wird der Wandel hin zu nachhaltigen und vernetzten Setups nur funktionieren, wenn die Führungsteams als Vorbild vorangehen und die Strategie für den Wandel selbst gestalten und auch die Umsetzung begleiten. Entscheidend ist, dass alle Mitarbeiter*innen im Unternehmen bei der Transformation mitgenommen werden. Auch die erwähnte Zusammenarbeit aller Akteure, um aus dezentralen Lösungen und einzelnen Bausteinen eine zuverlässige und vernetzte Landschaft and Transport- oder Mobilitätsketten zu schaffen, erfordert Unternehmen und Führungskräfte, die als Vorbilder vorangehen und den Wandel moderieren.

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