Jump to content

Im Jahr 2020 verursachten die Länder der EU insgesamt 3.298 Millionen Tonnen Treibhausgase, hauptsächlich in Form von Kohlenstoffdioxid (CO₂). Aufgrund des Klimawandels und den damit einhergehenden negativen Auswirkungen verfolgt die Politik bereits seit der Weltklimakonferenz in Kyoto im Jahr 1997 das Ziel, die Emissionen zu senken, um die globale Erwärmung einzudämmen. Als Antwort darauf führte die EU im Jahr 2005 das EU-Emissionshandelssystem (EU ETS) ein. Dieses besteuert die Emissionen bestimmter Branchen durch den Handel mit CO₂-Zertifikaten. Wenn die Emissionsrechte, die Unternehmen erhalten, nicht ausreichen, können diese mit anderen Unternehmen handeln.

Die CO₂-Bepreisung in der EU führt dazu, dass Unternehmen zusätzliche Kosten gegenüber Produzenten in anderen Ländern haben – ein klarer Wettbewerbsnachteil. Deshalb verlegen EU-Unternehmen ihre Produktion teilweise ins Ausland, weil dort weniger strenge Umweltauflagen gelten. Um dieses Problem zu adressieren, hat die Europäische Kommission die Initiative für das CO₂-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, kurz: CBAM) entwickelt. Sie soll sicherstellen, dass Unternehmen, die Waren in die EU importieren, Ausgleichszahlungen für die importierten CO₂-Emissionen leisten.

Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über das Grenzausgleichssystem und darüber, wie Sie mithilfe von MHP CBAM Anforderungen in Ihrem Unternehmen erfolgreich umsetzen und so die Umwelt nachhaltig entlasten.

Was ist der CBAM?

Der Carbon Border Adjustment Mechanism, auch als CO₂-Grenzausgleichssystem bekannt, ist Teil des „Fit für 55“-Pakets der EU, auch als „Europäischer Grüner Deal“ bekannt. Dieses Paket wurde im Juli 2021 von der EU-Kommission vorgestellt und hat das Ziel, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen.

Die CBAM-Verordnung ergänzt das bestehende EU ETS, indem sie eine CO₂-Bepreisung für Produkte vorsieht, die außerhalb der EU produziert werden. Das soll sicherstellen, dass EU-Produzenten keine Wettbewerbsnachteile haben, wenn sie im Einklang mit den Umweltauflagen der EU produzieren.

Die von der Europäischen Kommission vorgestellte Verordnung trat bereits am 16. Mai 2023 in Kraft, die Umsetzung begann jedoch offiziell mit dem 1. Oktober 2023. Seit diesem Zeitpunkt unterliegen betroffene Unternehmen einer Reportingpflicht über die CO₂-Importe. Der Mechanismus funktioniert ähnlich wie das EU ETS, er bezieht sich jedoch ausschließlich auf den CO₂-Gehalt importierter Waren.

Welche Unternehmen sind betroffen?

Das CO₂-Grenzausgleichssystem gilt für EU-Unternehmen, die Waren von Nicht-EU-Unternehmen importieren, bei deren Produktion hohe CO₂-Emissionen anfallen. Betroffen sind verschiedene Branchen. Hier eine Übersicht der wichtigsten:

  • Eisen- und Stahl-Industrie
  • Produktion von Zement, Düngemittel oder Aluminium
  • Wasserstoffherstellung
  • Strom

Dabei können sowohl Rohmaterialien als auch verarbeitete Produkte wie Schrauben, Bleche und Rohre unter die Regularien des CBAM fallen.

Reportingpflicht stellt Unternehmen vor neue Herausforderung

Zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 31. Dezember 2025 läuft eine Übergangsphase, in der sich die Pflichten der Importeure auf die folgenden Aspekte beschränken:

  • Registrierung im Meldeportal für CBAM
  • Dokumentieren und Berechnen der direkten und indirekten Ausstöße, die im Laufe der Produktion der importierten Waren aufgekommen sind
  • Verpflichtung zu einem quartalsweisen CBAM-Bericht über importierte Waren

Diese Berichterstattung muss einen Monat nach Quartalsende erfolgen, sodass die ersten Berichte bis spätestens 31. Januar 2024 vorliegen müssen.

Nach der Übergangsphase, also ab dem 1. Januar 2026, wird dann der CO₂-Einfuhr- bzw. Importzoll wirksam. Das bedeutet, dass betroffene Unternehmen zum CO₂-Grenzausgleich CBAM-Zertifikate für den CO₂-Gehalt der importierten Waren erwerben müssen. Über die Menge an benötigten CBAM-Zertifikaten reichen unabhängige Prüfer:innen jährlich zum 31. Mai einen validierten Bericht ein, um volle Transparenz sicherzustellen.

CO₂-Preisbestimmung unter CBAM in Bezug auf die relevanten Produkte

Der Preis der CBAM-Zertifikate orientiert sich am wöchentlichen Durchschnittspreis der EU-Emissionszertifikate (EU ETS). Falls im Exportland bereits eine CO₂-Bepreisung existiert und gezahlt wurde, wird dieser Betrag vom EU-Zoll abgezogen. Die Menge der benötigten CBAM-Zertifikate orientiert sich an den Emissionen (CO₂, N2O, FKW) der importierten Güter.

Gut zu wissen: Jedes CBAM-Zertifikat repräsentiert eine Tonne freigesetzter Emissionen. Unternehmen können eine Reduzierung der zu zahlenden CBAM-Zertifikate beantragen, um bereits im Ursprungsland gezahlte CO₂-Preise zu berücksichtigen.

Welche Auswirkungen hat CBAM auf die Zukunft CO₂-intensiver Unternehmen?

Die CBAM-Verordnung erfordert von Unternehmen mit hohen CO₂-Emissionen in vielen Bereichen eine Umstrukturierung, birgt jedoch auch einige Chancen. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Auswirkungen für Unternehmen.

Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit als zentraler Erfolgsfaktor

Die CBAM-Regulierung erfordert eine umfassende organisatorische und prozessuale Anpassung der Unternehmen. Sie müssen importierte Waren korrekt erfassen und den entsprechenden Zollkategorien zuordnen, um genaue Berichte zu erstellen und die erforderlichen Zahlungen zu leisten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen für Zollabwicklung, Einkauf und Finanzen ist die Folge.

Intensive Datenanalyse und -verwaltung für genaue Emissionswerte

Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die genaue Analyse der Lieferanten und Ursprungsländer. Unternehmen müssen die Emissionsfaktoren dieser Länder und die bereits gezahlten CO₂-Preise berücksichtigen. Das erfordert eine intensive Datenanalyse und -verwaltung, um die korrekten CO₂-Emissionen für importierte Waren zu ermitteln. Die genaue Berechnung ist für Unternehmen extrem wichtig, da das die Grundlage für die späteren Kosten ist.

Die CBAM-Regulierung verändert die Wirtschaftsdynamik erheblich, da CO₂-Emissionen nun ein Kostenfaktor sind. Unternehmen müssen diese Kosten in ihre Geschäftsmodelle einbeziehen. Beispielsweise können Produkte, die Schrauben und Bleche aus dem EU-Ausland enthalten, teurer werden, da die CO₂-Emissionen der Herstellung berücksichtigt werden müssen.

Anreize für Exportländer werden gesetzt

Die EU schafft mit der CBAM-Verordnung Anreize für Exportländer, ähnliche CO₂-Bepreisungen einzuführen. Denn die im Ausland erhobenen CO₂-Abgaben werden von den CO₂-Einfuhrzöllen abgezogen. Das kann zu einem globalen Trend in Richtung CO₂-Bepreisung führen und den Druck auf Unternehmen weltweit erhöhen, ihre Emissionen zu reduzieren.

MHP als starker Partner bei der Umsetzung der CBAM-Anforderungen

Die CBAM-Verordnung stellt eine Herausforderung dar, birgt aber auch Potenzial für positive Entwicklungen. Unternehmen können Umweltziele in ihre Produktentwicklung integrieren und Dekarbonisierungsroadmaps entwickeln, um Emissionen und Kosten langfristig zu reduzieren.

Egal ob Stahl, Eisen, Zement oder Düngemittel: MHP bietet Unternehmen aus vielfältigen Branchen die passenden Lösungen an, um diese auf die CBAM-Verordnung vorzubereiten. So stellen wir gemeinsam eine reibungslose Umsetzung der Regulierung sicher – von der Übergangsphase bis zum vollständigen Inkrafttreten der Verordnung.

Readiness-Check des Unternehmens

MHP berät Sie zur aktuellen Situation und schätzt ein, wie gut Sie auf die Einführung der CBAM-Regulierung vorbereitet sind. Ein solcher Check sorgt dafür, dass Sie gezielte Maßnahmen zur Einhaltung der Regulierung entwickeln können.

Überprüfung des Produktportfolios und der Supply Chain Struktur

MHP unterstützt Sie dabei, das Produktportfolio und die Struktur der Lieferkette Ihres Unternehmens zu analysieren. So können Sie bestimmen, welche Produkte und Lieferanten von der CBAM-Regulierung betroffen sind. Diese Analyse hilft Ihnen dabei, Bereiche zu identifizieren, die Sie anpassen müssen.

Analyse der Datenverfügbarkeit und Stakeholdermanagement

Die Berechnung der CO₂-Emissionen erfordert genaue Daten. MHP unterstützt Sie bei der Analyse der Datenverfügbarkeit und der Entwicklung von Prozessen zur Datenerhebung und -berechnung. Zudem helfen Ihnen unsere erfahrenen Berater:innen bei der Koordination mit verschiedenen Stakeholdern, um die erforderlichen Daten zu sammeln.

Aufbau der Erhebungs- und Berichtsprozesse, Integration der IT-Systeme

Die Erfassung und Berichterstattung von CO₂-Emissionen erfordert gut durchdachte Prozesse und IT-Systeme. MHP unterstützt Sie bei der Entwicklung und Implementierung dieser Prozesse sowie bei der Integration der notwendigen IT-Systeme.

Identifikation von Synergien und Umsetzungsmöglichkeiten

Sie wollen Synergien innerhalb Ihres Unternehmens identifizieren, die Sie nutzen können, um die Einhaltung der CBAM-Regulierung effizienter zu gestalten? MHP hilft Ihnen dabei: Zum Beispiel, indem wir Sie bei der Integration von zu erwartenden CO₂-Kosten in der Produktionskostenkalkulation unterstützen und damit bereits heute einen virtuellen CO₂-Preis einführen – damit Sie mittel- und langfristige Kaufentscheidungen effizient treffen können.

Sie brauchen Hilfe bei der technischen Umsetzung der Produktionskostenkalkulation? Unsere Expert:innen haben ein konkretes Konzept ausgearbeitet. Nehmen Sie Kontakt auf und lassen Sie sich von unseren Mitarbeitenden beraten.

Verankerung von Umweltzielen und Dekarbonisierungsroadmaps

Auch bei der Integration von Umweltzielen in die Produktentwicklung können unsere Berater:innen Ihrem Unternehmen behilflich sein. Wir integrieren unter anderem CO₂ als zusätzliche technische Eigenschaft, die es im Produktionsentwicklungsprozess zu berücksichtigen und einzupreisen gilt.

Unsere Meinung zum CBAM: Die Herausforderung als Chance begreifen

Das CO₂-Grenzausgleichssystem wird große Auswirkungen auf eine Vielzahl an Unternehmen, insbesondere in der Stahl-, Eisen-, Düngemittel-Industrie, haben. Eine Ausweitung der CBAM auf weitere Produkte ist wahrscheinlich. Die Anforderungen an Meldepflicht und das Reporting über die Einhaltung der Vorgaben ist dabei eine große Hürde für viele Unternehmen. Übergeordnete Regelungen in Bezug auf Product Carbon Foodprint, Wettbewerb und Business Cases stellen für Unternehmen eine zunehmende Herausforderung dar. Diese kann jedoch auch als Chance begriffen werden, an der Unternehmen wachsen können.

Die Einführung von Maßnahmen zur Beachtung und Kontrolle von CBAM wird Änderungen in Struktur und Mindset von Unternehmen bringen und dafür sorgen, dass viele ihre Prozesse komplett neu denken. Im Gegenzug bietet die Verordnung Unternehmen jedoch die Möglichkeit, transparent mit dem Thema Emissionsbelastung umzugehen und aufzuzeigen, mit welchen Aktivitäten sie zur Reduzierung von Schadstoffemissionen auch über die EU-Grenzen hinaus beitragen. Dadurch können sich Unternehmen erheblich vom Wettbewerb absetzen und aktiv zu einer Reduzierung der CO₂-Emissionen und zu einer 1,5°C-Konformität beitragen.

Mit MHP CBAM erfolgreich umsetzen

Der Carbon Border Adjustment Mechanism ist ein wichtiger Schritt der EU, um die Klimaziele zu erreichen und sicherzustellen, dass Unternehmen nicht durch unterschiedliche Umweltauflagen benachteiligt werden. Unternehmen müssen sich auf die Umsetzung des CBAM vorbereiten, indem sie ihre Lieferketten analysieren, Daten sammeln, CO₂-Emissionen berechnen und die notwendigen Prozesse implementieren.

Der CBAM wird nicht nur die Wettbewerbslandschaft beeinflussen, sondern auch Anreize für nachhaltigere Geschäftsmodelle schaffen und die globale Dekarbonisierung vorantreiben. MHP steht Unternehmen aus verschiedenen Industrien als erfahrener Partner zur Seite, um den Übergang zur CO₂-Grenzausgleichsabgabe reibungslos zu gestalten und zu steuern und damit langfristige Erfolge in der nachhaltigen Unternehmensführung zu erzielen.

Häufige Fragen zum Carbon Border Adjustment Mechanism

Was passiert, wenn Unternehmen die Anforderungen des CBAM nicht erfüllen?

Unternehmen, die die Anforderungen des CO₂-Grenzausgleichssystems nicht erfüllen, könnten mit Geldstrafen und anderen rechtlichen Konsequenzen konfrontiert werden. Bereiten Sie Ihr Unternehmen deshalb früh auf die Umsetzung vor.

Können Unternehmen eine Verringerung der abzugebenden CBAM-Zertifikate beantragen, wenn sie bereits einen CO₂-Preis im Herkunftsland zahlen?

Ja, Unternehmen können eine Reduzierung der abzugebenden CBAM-Zertifikate beantragen, wenn sie nachweisen können, dass sie bereits im Herkunftsland CO₂-Preise gezahlt haben. Dieser Betrag wird dann vom CBAM-Zertifikatpreis abgezogen.

Wie können sich Unternehmen auf die Einführung des CBAM vorbereiten?

Unternehmen müssen ihre Lieferketten analysieren, Daten zu importierten Produkten sammeln, die CO₂-Emissionen berechnen und die notwendigen Prozesse zur Berichterstattung und Zahlung implementieren. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Beratungsunternehmen wie MHP kann die Übergangsphase deutlich erleichtern.

Wie wird der CBAM die Import- und Exportdynamik zwischen der EU und Nicht-EU-Ländern beeinflussen?

Das neue System zum CO₂-Grenzausgleich könnte dazu führen, dass Exportländer ebenfalls CO₂-Bepreisungen einführen, da diese von den CO₂-Einfuhrzöllen abgezogen werden. Der Effekt könnte langfristig zu einer Angleichung der Umweltauflagen und einer Verringerung der globalen CO₂-Emissionen führen.

Welche Nachweise sind erforderlich, um die CO₂-Emissionen, die während der Herstellung der importierten Produkte entstehen, korrekt zu dokumentieren?

Unternehmen müssen genaue Daten zu den CO₂-Emissionen der importierten Produkte sammeln. Dazu gehören Informationen über die Produktionsprozesse, Energiequellen und Emissionsfaktoren. Mit den Daten wird die Menge der abzugebenden CBAM-Zertifikate berechnet.

Über unseren Autor

Ein “Better Tomorrow” geht nicht ohne...:

  • Den Blick auf das große Ganze
  • Den Mut für systematische Veränderungen
  • Nachhaltige Bottom-up-Innovationen

Mein Herz schlägt schneller für…:

  • Realen Impact schaffen

Simon-Alexander Appel

Manager, MHP

LinkedIn

Über unseren Autor

Ein “Better Tomorrow” geht nicht ohne...:

  • Freude an innovativen Lösungen
  • Engagiertes Handeln
  • Gemeinsinn und Partnerschaft

Mein Herz schlägt schneller für…:

  • Die Schnittstelle von Wirtschaft, Politik und Umwelt

Niklas Brenten

Senior Consultant, MHP

LinkedIn