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Wie sich der Klimawandel stoppen lässt, bevor unsere Erde irreversibel geschädigt wird, ist nicht zuletzt eine mathematische Frage.

Ausgangspunkt ist dabei die Annahme (die auf einem breiten wissenschaftlichen Konsens beruht), dass die Temperatur bis 2100 im Vergleich zum vorindustriellen Mittelwert nicht mehr als um 1,5 Grad Celsius steigen darf. Wir schreiben jetzt April 2022 – die „Decade of Action“ zur Einhaltung der Pariser Klimaziele hat nicht gerade erst begonnen, sie ist in vollem Gange. Erst im November 2021 auf dem COP26 in Glasgow wurde von 197 Ländern das klare Commitment bestätigt. Damit dieses Ziel eingehalten wird, darf nur noch ein bestimmtes „Carbon Budget“ verbraucht werden – mehr nicht. Wissenschaftler*innen haben dazu verschiedene Szenarien berechnet und die Ergebnisse im IPCC Report 2021 veröffentlicht. Demnach standen uns zum Zeitpunkt der Publikation noch rund 400 Milliarden Tonnen CO2 zur Verfügung. Das entspricht circa 50 Tonnen CO2 pro Kopf. Würde sich an den Emissionen nichts ändern, wäre dieses etwa 2032 aufgebraucht.

Der über das Carbon Budget ermittelte Zeitraum spielt eine entscheidende Rolle. Denn viele Staaten und Unternehmen haben zwar – teilweise sogar sehr ambitionierte – Ziele für die Reduktion der Emissionen formuliert. Oft beziehen die sich aber auf den Zeitraum  zwischen 2030 und 2050. Um es salopp zu formulieren: Der Drops ist dann schon eine ganze Weile gelutscht. Insofern sollten die Akteure ihr Dekarbonisierungsziel an dem ihnen zur Verfügung stehenden Carbon Budget ausrichten.

Ermittlung des eigenen Corporate Carbon Footprints (CCF)

Dazu lässt sich das Gesamtbudget von 400 Milliarden Tonnen verteilen: auf die einzelnen Staaten und innerhalb der einzelnen Staaten auf einzelne Sektoren wie Mobilität und Industrie. Ökonomische Climate-Impact-Modelle können bei diesem Schritt helfen, die Emissionsintensität in Bezug zur Bruttowertschöpfung (bspw. Tonnen CO2-Emissionen pro 1 Millionen Euro Bruttowertschöpfung) zu bestimmen. Dadurch kann die Menge an Emissionen berechnet werden, die im jeweiligen Sektor bei gleicher ökonomischen Emissionsintensität jedes Unternehmens ausgestoßen würde. Diese Kennzahl dient als Basis, um zu ermitteln, wie stark das Carbon Budget überstiegen wurde, was wiederum Rückschlüsse zur Erreichung oder Nicht-Erreichung des 1,5-Grad-Ziels erlaubt. Unternehmen sind mit Climate-Impact-Modellen in der Lage, ihren Status quo zu bestimmen und diesen in den Gesamtkontext des 1,5-Grad-Ziels einzuordnen.

Um ein Climate-Impact-Modell zu nutzen, ist der erste Schritt grundsätzlich die konkrete Ermittlung des eigenen Corporate Carbon Footprints (CCF) – zum Beispiel auf Basis des Greenhouse Gas Protocols. Tatsächlich lag die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die ihren individuellen CCF berechnen, Anfang 2021 nur bei rund 24 Prozent. Der CCF gewinnt aber nicht zuletzt wegen der Anforderungen diverser Stakeholder mehr und mehr an Bedeutung.

Bestehende Dekarbonisierungsmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin validieren

Um das für ein Unternehmen definierte Carbon Budget einzuhalten, sollten im zweiten Schritt sogenannte Klimapfade erstellt werden. Klimapfade sind verschiedene Dekarbonisierungsszenarien, mit deren Hilfe einzelne Dekarbonisierungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft werden können. Auch hierbei können Climate-Impact-Modelle unterstützend herangezogen werden. Diese helfen etwa, die individuelle Klimawirkung der einzelnen Szenarien unter Berücksichtigung des Carbon Budgets aufzuzeigen und somit die einzelnen Szenarien quantifizierbar und damit vergleichbar zu machen. Konkret bedeutet das: Mit Climate-Impact-Modellen sind Unternehmen in der Lage, verschiedene Klimapfade zu analysieren, einen spezifischen Klimapfad festzulegen und im Sinne eines Top-down-Ansatzes eine individuelle Dekarbonisierungszielesystematik im Einklang mit dem 1,5-Grad -Ziel sowie dem Carbon Budget aufzustellen.

Mit dem Top-down-Ansatz lassen sich außerdem bestehende Dekarbonisierungsmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin validieren und mithilfe einer Distance-to-Target-Methode festzustellen, ob die geplanten Maßnahmen ausreichen, um ein Unternehmen auf dem vorgesehenen Klimapfad zu halten. Sollte das nicht der Fall sein, bietet die Zielsystematik auf unterschiedlichen Unternehmensbereiche eine effektive Möglichkeit, Bottom-up-Maßnahmen zu entwickeln, die dann einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten. Neben der konsequenten Zielverfolgung kann dadurch auch jedem*r Mitarbeiter*in vermittelt werden, dass er*sie einen Einfluss auf das Emissionsziel nehmen kann.

Zusammenfassend geben wir Ihnen drei konkrete Handlungsempfehlungen zur effektiven und zielgerichteten Dekarbonisierung Ihres Unternehmens

  1. Bestimmen Sie den Status quo Ihrer Unternehmensemissionen durch die Berechnung Ihres Corporate Carbon Footprints und ordnen Sie diesen in den Gesamtkontext des 1,5-Grad-Ziels ein. Nutzen Sie dabei Climate-Impact-Modelle, um zu bestimmen, auf welchem Klimapfad sich Ihr Unternehmen befindet.
  2. Bestimmen und simulieren Sie verschiedene Szenarien für Klimapfade und legen Sie eine Top-down-Zielsystematik für die Dekarbonisierung der Unternehmensbereiche fest. Das hilft Ihnen, Dekarbonisierungsziele Ihres Unternehmens im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel wirtschaftlich zu erreichen und auf neue Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Klimaforschung, die zu einem „Moving Warget führen können, zu reagieren.
  3. Validieren Sie mithilfe des festgelegten Klimapfads die Wirkung Ihrer bestehenden Dekarbonisierungsmaßnahmen, ermitteln Sie Ihr Distance-to-Target und nutzen Sie den Klimapfad, um gezielte und wirtschaftlich darstellbare Bottom-up-Maßnahmen zu entwickeln, die Ziellücken schließen und auf Ihre Dekarbonisierungsziele einzahlen.

Klimapfade zu definieren und zu simulieren, ist ein wirkungsvolles Vorgehen, um Dekarbonisierungsziele zu formulieren und zu erreichen, die einerseits den Anforderungen des 1,5-Grad-Ziels gerecht werden und andererseits die Flexibilität lassen, Ihr Unternehmen nach Moving Targets der wissenschaftlichen Dekarbonisierungsdebatte anzupassen. Lassen Sie uns den passenden Klimapfad für Ihr Unternehmen finden und die Transformation zur Nachhaltigkeit wirtschaftlich und zielgerichtet gestalten. Zusammen können wir Ihren Klimapfad in die Praxis umsetzen - für ein Better Tomorrow!

Über unsere Autorin

Ein “Better Tomorrow” geht nicht ohne...:

  • Das Bewusstsein zu schaffen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zusammen zu denken
  • Das Aufzeigen von Wegen zum optimalen Zielzustand
  • Das Aufsetzen von neuen Geschäftsmodellen

Mein Herz schlägt schneller für…:

  • Die Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Sarah Hantschel

Senior Consultant, MHP