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Wenden wir unseren Blick nach vorne, sehen wir uns als gesamte Gesellschaft einer gewaltigen Herausforderung gegenüber: Dem Klimawandel. Wir verstehen diese Herausforderung als Chance und werden nach unserem Unternehmenspurpose „Enabling you to shape a better tomorrow“ die nachhaltige Transformation aktiv gestalten. Lassen Sie uns zunächst auf die Hintergründe zur Notwendigkeit der nachhaltigen Transformation schauen und sich daraus ergebenden Potentiale kurz skizzieren.

51.000.000.000 Tonnen CO2-Äquivalente – das ist der aktuelle jährliche Emissionsausstoß von Treibhausgasen nach Berkeley Earth. Bei einer derzeitigen Weltbevölkerung von rund 7,8 Milliarden Menschen sind das rund 6,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf. Der Zielwert für das Jahr 2050 liegt global bei maximal einer Tonne pro Kopf. Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, der wir uns stellen und die wir gemeinsam lösen müssen. Die Leitlinie dazu legt das Pariser Klimaabkommen fest: Ziel ist es die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu beschränken. Damit wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen, ist nach dem vom Stockholm Resilience Center entwickelten „Carbon Law“ in jeder Dekade bis 2050 eine Emissionsreduktion von 50 Prozent notwendig. Umweltwissenschaftler*innen haben mit dem „Project Drawdown“ 80 Lösungen identifiziert, die global skaliert ausreichen, um die notwendige Reduktion zu erreichen. Die ökonomische Dimension der Umsetzung dieser Lösungen haben die Wissenschaftler*innen ebenfalls berechnet: Globalen Investitionen von circa 28 Billionen Dollar stehen Geschäftspotenziale von 145 Billionen Dollar gegenüber. Das entspricht einem ROI von 5 zu 1! Es liegt an uns, diese Potenziale gemeinsam zu heben.

Wie dies gelingen kann, möchten wir Ihnen anhand von fünf Impulsen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen aufzeigen.

1. Messen und Steuern Sie die Emissionen in Ihrem Unternehmen effizient

Erst kürzlichen haben der Europäische Rat und das Europäische Parlament eine informelle Einigung über ein EU-Klimagesetz erzielt. Demnach sollen die Netto-Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent sinken. In Deutschland wurde kürzlich nach einem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts das Klimaschutzgesetz neu aufgelegt. Eine Erhöhung des Reduktions-Zwischenziels für das Jahr 2030 von 55 Prozent auf 65 Prozent, ein neues Zwischenziel von 88 Prozent Emissionsminderung in 2040 und das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 sind im Gesetzesentwurf vorgesehen. Der politische Druck nimmt also zu. Für Sie bedeutet das: Analysieren Sie in einem ersten Schritt Ihren Status quo und messen Sie die Emissionen in Ihrem Unternehmen. Nach einem aktuellen Beitrag der Wirtschaftswoche messen hierzulande erst 24 Prozent der Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck. Es gilt: Was man nicht messen kann, kann man auch nicht managen.

Einen allgemeinen Standard für die Bestimmung von Emissionen bietet die Bilanzierung nach dem Greenhouse Gas Protocol. Unterschieden werden können hier die Bilanzierung der gesamten Unternehmensemissionen (Corporate Carbon Footprint) und die Bilanzierung der produktspezifischen Emissionen (Product Carbon Footprint). Üblicherweise ist der erste Schritt die Bestimmung des Corporate Carbon Footprints. Damit haben Sie die Möglichkeit, Ihre Emissionen über verifizierte Klimaschutzprojekte – beispielsweise nach dem „Gold-Standard“ oder dem „Verified-Carbon-Standard“ – zu kompensieren und damit Klimaneutralität zu erreichen. Das ist aber nicht genug. Im Sinne einer nachhaltigen Transformation sollten Sie einen 3-Schritt-Ansatz aus Messen, Reduzieren und Kompensieren verfolgen. Etablieren Sie daher ein Managementsystem, mit dem eine klare Reduzierung der Unternehmensemissionen verfolgt wird. Ein interner CO2-Preis kann hier ein erstes adäquates Mittel zur Steuerung und Reduktion Ihrer Unternehmensemissionen sein. Ein effektives Emissionsmanagement ist von grundlegender Relevanz für den Erfolg Ihrer nachhaltigen Transformation.

2. Identifizieren Sie Emissions-Hotspots und entwickeln Sie eine klare Roadmap für die Reduktion von Emissionen in Ihrem Unternehmen

Nachdem Sie den Status quo Ihrer Unternehmensemissionen ermitteln haben, sollten Sie sich genauer mit der Bilanzierung dieser Emissionen auseinandersetzen. Nach dem Greenhouse Gas Protocol werden Scope-1- (direkte Unternehmensemissionen), Scope-2- (indirekte Unternehmensemissionen) und Scope-3-Emissionen (Upstream- und Downstream-Unternehmensemissionen) unterschieden. Mit Hilfe dieser Differenzierung können Sie die Emissions-Hotspots in Ihrem Unternehmen leicht identifizieren. Viele der Emissions-Hotspots liegen im Bereich der Scope-3-Emissionen. Allein durch die Lieferkette entstehen bis zu 80 Prozent der Treibhausgasemissionen (Blog-Artikel "Enabling you to shape better value networks"). IT-Emissionen sind weltweit für rund 2 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Weitere Emissionstreiber sind die Mobilität von Mitarbeiter*innen und auch die Emissionen, die während der Nutzung von Produkten bei den Endkund*innen anfallen, sollten Beachtung finden (hierzu mehr in Impuls 4 dieses Beitrags).

Sobald Sie die Hotspots in Ihrem Unternehmen identifiziert haben, empfiehlt es sich, eine klare Roadmap zu Ihren Reduktionspotenzialen und Reduktionszielen aufzustellen und die formulierten Maßnahmen konsequent umzusetzen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Frameworks und Leitfäden, die Sie bei Ihrem Weg zum „Net-Zero“ – also zu Netto-Treibhausgasemissionen von Null – unterstützen können. Eines dieser Frameworks bietet die Science Based Target Initiative. Voraussetzung dafür sind ein klares Commitment zu den Zielen einer nachhaltigen Transformation und ein transparentes Berichtswesen zu den Fortschritten. Ob Sie sich für eine solche Initiative entscheiden oder nicht: Wichtig ist, dass Sie eine klare Roadmap für Ihre Reduktionsziele entwickeln. Entscheidend dabei sollte sein, eine erste schnelle Reduktion von Emissionen in Ihrem Unternehmen zu erreichen. Starten Sie dabei unbedingt damit, Potenziale für mehr Effizienz in Ihren Geschäftsprozessen zu erkennen und diese zu steigern. Damit reduzieren sie nicht nur Emissionen, sondern gleichzeitig auch Kosten – für Sie also ein doppelter Nutzen.

3. Hotspot betriebliches Mobilitätsmanagement

Ein typischer und exemplarischer Hotspot liegt sehr oft im Bereich der Unternehmensmobilität. Das umfasst neben der Mobilität entlang der Lieferkette, der Mobilität innerhalb des Standorts und Geschäftsreisen auch die Mobilität Ihrer Mitarbeiter*innen zwischen dem Zuhause und dem Arbeitsort. Heute ist der gesamte Transport von Menschen und Gütern auf Straßen für circa zehn Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Ein ganzheitliches betriebliches Mobilitätsmanagement kann sowohl ökonomische als auch ökologische Potentiale heben und damit einen direkten Beitrag zur Emissionsreduzierung leisten. Wenn zusätzlich eine Strategie zur Elektrifizierung des Fuhrparks einbezogen wird, ergeben sich noch weitere Potenziale im Bereich der Lebenszyklusemissionen des Unternehmensfuhrparks!  Starten Sie daher zeitnah mit der Implementierung eines ganzheitlichen und elektrifizierten betrieblichen Mobilitätsmanagements.

4. Betrachten Sie den gesamten Lebenszyklus Ihrer Produkte

Welchen Einfluss ein Produkt auf die Umwelt hat, entscheidet sich zu 80 Prozent bereits in der Designphase. Daher empfehlen wir, sich von Beginn an mit dem gesamten Lebenszyklus von Produkten zu beschäftigen und sämtliche Aspekte beim Produktdesign zu berücksichtigen: Welche Rohstoffe sind erforderlich, wie werden sie erzeugt und geliefert? Wie wird die Produktion aussehen? Und welchen Impact haben Nutzung und Verwertung? In Verbindung mit der Berechnung eines Product Carbon Footprints empfiehlt sich hier ein individuelles Lifecycle Assessment für Ihre Produkte, um wirklich den gesamten Lebenszyklus und den realen Impact von Produkten von Cradle-to-Cradle zu betrachten. Zusätzliche Potenziale, die sich durch die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft ergeben, betrachten wir in einem spezifischen Artikel. Zunächst zu den Emissionen: Bei der Bilanzierung von Unternehmensemissionen nach dem Greenhouse Gas Protocol werden im Bereich der Scope-3-Emissionen auch die Emissionen berechnet, die während der Nutzungsphase von Produkten anfallen. Bei einem konventionell betriebenen Mittelklassewagen sind das rund zwei Drittel. Mit Sicherheit beschäftigen Sie sich heute schon mit diesen Emissionen. Dabei unterstützen kann Sie ein Variantenmanagement, das die Komplexität der Produktvielfalt digital abbildet und sowohl die ökonomischen Faktoren der Produkte als auch die ökologischen Faktoren einzelner Produktkomponenten in Angebotslogiken gegenüber den Kund*innen einbeziehen. Dieses Variantenmanagement nach ökologischen und ökonomischen Faktoren kann dabei unterstützen, Potenziale für Emissionsreduzierungen im Produktportfolio zu erkennen und dieses nachhaltig auszurichten. Dieser Ansatz bietet außerdem noch einen weiteren Vorteil: Bei steigenden Kundenanforderungen nach Nachhaltigkeit und Transparenz haben Sie bei dieser Art des Variantenmanagements einen Wettbewerbsvorsprung und können bei Ihren Kund*innen punkten. Integrieren Sie die Erkenntnisse aus dem Lifecycle Asssement und das Feedback der Kunden in Ihre Designprozesse sind übrigens die grundlegenden Schritte für Circular Desing-Ansätze gemacht.

5. Analysieren Sie die Nutzungsphase Ihrer Produkte und helfen Sie Ihren Kund:innen beim nachhaltigen Umgang mit Ihren Produkten

Auch beim Umgang der Kund*innen mit den Produkten liegen Potenziale für die Reduzierung von Emissionen. Das Stichwort ist hier: Nudging – also die Beeinflussung des Verhaltens durch positive Anreize. Studien zeigen, dass mehr als 80 Prozent der Kaufentscheidungen durch solche Nudges beeinflusst und nachhaltiges Verhalten angeregt werden konnte. Voraussetzungen hierfür sind Transparenz und eine direkte Interaktion – besser noch eine Co-Creation – mit den einzelnen Kundengruppen. Wenn Sie das Nutzungsverhalten für Ihre Produkte aktiv in Ihrer Kommunikation mit einzelnen Kundengruppen einbeziehen, erhalten Sie einen unmittelbaren Hebel, um einen nachhaltigen Konsum zu forcieren und damit Emissionen zu reduzieren. Außerdem können Sie so neue Umsatzkanäle und Servicemöglichkeiten erschließen. Welche Anreize können Sie also für Ihre Kund*innen schaffen, Ihre nachhaltigen Produkte zu kaufen oder Ihre Produkte nachhaltig zu nutzen? Und welche Potenziale ergeben sich dadurch für Sie? Die richtigen Nudges haben auf jeden Fall das Potenzial, die nachhaltige Transformation in Ihrem Unternehmen zu unterstützen, zu beschleunigen und Ihre Kundenbeziehungen zu festigen.

Diese fünf Impulse unterstützen Sie bei der Reduzierung Ihrer Unternehmensemissionen und begleiten Sie auf Ihrem Weg einer nachhaltigen Unternehmenstransformation. Die nachhaltige Transformation ist eine Herausforderung, aber auch eine große Chance. Es liegt an uns gemeinsam diese Chancen zu realisieren!

Über unseren Autor

Ein “Better Tomorrow” geht nicht ohne...:

  • Den Blick auf das große Ganze
  • Den Mut für systematische Veränderungen
  • Nachhaltige Bottom-up-Innovationen

Mein Herz schlägt schneller für…:

  • Realen Impact schaffen

Simon-Alexander Appel

Manager, MHP

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